Arthrose beim Pferd: Ursache, Verlauf und Behandlung
Dein Pferd leidet an Arthrose und du fragst dich, was du machen kannst, damit es sich besser fühlt? Oder du willst dich für den Fall vorbereiten, dass dein Pferd einmal an Arthrose erkrankt? Dann bist du hier genau richtig! Hier erfährst du alles rund um die Arthrose beim Pferd.
Bei dem Wort Arthrose denken wir häufig an alte, leidende Pferde. In Wirklichkeit jedoch handelt es sich dabei um eine degenerative Erkrankung, die nicht nur alte Pferde, sondern auch junge betreffen kann. Die Erkrankung tritt häufig bei Sportpferden, vor allem bei Springpferden, auf, kann jedoch auch bei Freizeitpferde vorkommen. Wir nehmen hier als Beispiel die Arthrose des Hufgelenks, aber das Prinzip ist das gleiche für alle Gelenke.
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Vorab ein wenig Anatomie…
Beim Huf- oder auch Zehenendgelenk (medizinisch: ‘articulatio interphalangealis distalis’ – das Gelenk zwischen den zwei letzten Zehengliedern) treffen 3 Knochen aufeinander: das Hufbein (distal), das Kronbein (mittig) und das Strahlbein (Sesambein).
Der Gelenkknorpel des Hufgelenks ist relativ dick und dient dazu Stöße abzufangen. Das Hufgelenk wird sehr stark beansprucht, da es, wenn das Pferd unter anderem läuft, die Unregelmäßigkeiten des Bodens ausgleichen muss. [1]
#1 – Arthrose beim Pferd richtig verstehen [3]
Die Arthrose des Hufgelenks definiert sich als ein Gelenkverschleiß beim Pferd.
Die beiden Knochenenden, die das Gelenk bilden, sind mit Knorpel überzogen. Dieser Knorpel sorgt dafür, dass die beiden Knochen aneinander vorbeigleiten können und das Gelenk beweglich bleibt. Eine Kapsel mit einer Innenmembran (Synovialmembran) sorgt für die Stabilität des Gelenks. Die Synovialmembran sekretiert Gelenkflüssigkeit, die sogenannte Synovialflüssigkeit, die das Gelenk gleitfähig hält und gleichzeitig zu 95% als Nährstoff für den Knorpel dient.
Der Knorpel ist ein besonderes Gewebe, das aus nur einem einzigen Zelltyp, den sogenannten Chondrozyten, besteht. Diese bilden die Knorpelmatrix. Man kann sich die Knorpelmatrix als einen Schwamm aus mit Wasser gefüllten großen Molekülen, die in einem starren Kollagennetz gefangen sind, vorstellen.
Arthrose ist das Ergebnis einer dauerhaften zu starken Druckeinwirkung auf den Knorpel. Der ausgeübte Druck greift das Kollagennetz an. Der Knorpel saugt sich mit Wasser voll (Ödem) und wird dabei anfällig und porös. Teile des Knorpels fallen ab und geraten ins Gelenk.
Die Knorpelzellen (Chondrozyten) werden aufgrund des einwirkenden Drucks stark angeregt und versuchen den Knorpel, schnellstmöglich zu reparieren. Sie werden dabei völlig ausgeschöpft und sterben ab.
Bei Arthrose wird zuerst der Knorpel angegriffen, bevor die Erkrankung sich auf weitere Teile des Gelenks ausbreitet. Die Synovialmembran versucht die Knorpelteile, die in die Gelenkspalte gefallen sind, zu entfernen, und produziert daher große Mengen von Synovialflüssigkeit. Diese Flüssigkeitsansammlung ist ein Anzeichen für eine vorliegende Entzündung.
Der Knochen beginnt, sich aufgrund des ausgeübten Drucks zu verdicken, und bildet sogenannte Knochenspitzen oder Knochenzubildungen (Osteophyten). Diese sind sehr gut auf einem Röntgenbild erkennbar.
Der Entwicklungsprozess der Arthrose ist ein Teufelskreis. Der fortschreitende Knorpelverschleiß verringert die Beweglichkeit und somit die Fähigkeit, Stöße abzufedern, was zu einer mechanischen Überlastung führt und den Knorpel und das Gelenk nach und nach zerstören. [4]
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#2 – Arthrose rechtzeitig erkennen [4]
Arthrose tritt vor allem bei Pferden im Alter zwischen 5 und 10 Jahren auf. Die Erkrankung breitet sich schleichend aus. Eine Arthrose beim Pferd kann sich wie folgt zeigen:
- Es macht den Anschein, dass es sich um ein Lahmen handelt, das sich langsam entwickelt hat und nach einiger Zeit wieder verschwindet.
- Die Arbeit scheint dem Pferd schwieriger zu fallen, obwohl kein Lahmen erkennbar ist.
- Einige Übungen fallen dem Pferd schwer und seine Leistung auf dem Turnier nimmt ab.
Solltest du ein Lahmen bei deinem Pferd erkennen, zeigt sich dieser verstärkt auf einem Zirkel und auf einem hartem Boden und verbessert sich durch Wärmezufuhr.
Du kannst in diesem Fall ebenfalls auf deinen Equisense Motion zurückgreifen, um die Entwicklung der Symmetrie und des Aufrichtungmaß zu überwachen. Eine Veränderung dieser Indikatoren kann ein Anzeichen dafür sein, dass der Bewegungsablauf deines Pferdes sich verschlechtert.
Nimm dir ebenfalls die Zeit, dein Pferd in der Box zu beobachten. Es kann dazu neigen, sein Vorderbein im Ruhezustand nach vorne auszustrecken, um den Schmerz zu lindern.
#3 – Die angemessene Behandlung [4]
Es gibt zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten bei der Arthrose beim Pferd, die je nach Fall angemessen sind.
Richtung und/oder Beschlag
Die orthopädische Behandlungsmöglichkeit besteht darin, ein Gleichgewicht in Ruhe sowie bei Bewegung herzustellen. Der Tierarzt macht dazu eine Röntgenaufnahme des betroffenen Gelenks, um die Situation einzuschätzen und einen passenden Beschlag dafür bei Pferden mit Huf und je nach Verschleiss bereitstellen zu können. Der Beschlag sollte leicht sein und eine abfederne Wirkung haben. Hier empfiehlt sich auch das Abrunden der Zehe zur Verbesserung des Bewegunsablaufes. Das Abrollen des Hufes, d. h. seine Drehbewegungen in alle Richtungen, soll somit erleichtert werden.
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Medizinische Behandlungsmaßnahme
Die medizinische Behandlung hängt vom Pferd, seiner Aktivität und dem Mass des Gelenkschwundes ab. Das Ziel hierbei ist es, ein Lahmen zu verringern, indem die Gelenkschmerzen gelindert werden. Die Behandlung sollte in Absprache mit deinem behandelnden Tierarzt durchgeführt werden. Es kann sich um eine lokale Behandlung mit Spritzen ins Gelenk handeln, für die verschiedene Produkte verfügbar sind. Dabei solltest du beachten, dass das vermehrte Einspritzen von entzündungshemmenden Medikamenten ins Gelenk den Knorpel noch mehr reizen können. Der Häufigkeit des Einsatz dieser Medikamente sollte also gut überdacht sein. Andere Behandlungsmöglichkeiten bestehen in der Gabe von Bisphosphonaten oder der Mesotherapie, was jedoch eher im Fall von Rücken- oder Nackenschmerzen hilfreich ist.
Das Medikament zur Entzündungshemmung kann oral (wie beim Menschen z. B. Aspirin oder Ibuprofen) eingenommen werden oder als Injektion gespritzt werden. Das Ziel hierbei ist es, das Lahmen zu mindern, um dem Gelenk dabei zu helfen, seine Funktion wieder aufzunehmen.
Chirurgische Behandlungsmaßnahme
Du hast bestimmt schon von einer Arthroskopie gehört. Wenn die Knochenzubildungen (Osteophyten) die mechanische Bewegung des Pferdes stören, kann eine chirurgische Behandlung des Problems durch Entfernung der Knochenzubildungen in Betracht gezogen werden. Das Pferd wird für diese Operation in eine Vollnarkose versetzt. Der Chirurg dringt mithilfe einer kleinen Kamera in das Gelenk ein und reinigt es.
Dabei zu beachten: Arthrose ist nicht heilbar. Die Symptome können behandelt, aber das Gelenk nicht wiederhergestellt werden.
#4 – Die Aktivität des Pferdes richtig anpassen [4]
Regelmäßige Bewegung (unter Kontrolle) ist bei Pferden mit Hufgelenksarthrose ratsam. Du solltest dabei eine längere Aufwärmphase im Schritt und im langsamen Trab einplanen. Du wirst feststellen, dass die Bewegung sich im Laufe der Übung verbessert. Achte dabei besonders auf einen weichen und ebenen Untergrund. Vermeide unebene Gelände, da diese sich negativ auf das Gleichgewicht des Gelenks auswirken. Du solltest zudem auf sehr enge Volten und alle Übungen, die sichtlich schlecht vom Pferd angenommen werden, verzichten.
Es ist wichtig, dass du deine Arbeit an die Reaktion deines Pferdes auf seine Behandlung anpasst. Sollte dein Pferd nach einer Behandlung nicht mehr Lahmen, kannst du wie gewohnt trainieren. Wenn dein Pferd jedoch sichtbar Probleme hat, dann solltest du es nicht zu sehr belasten und (unter Kontrolle!) gegebenenfalls auf entzündungshemmende Medikamente zurückgreifen, um die Schmerzen zu lindern.
Abgesehen von der Bewegung solltest du besonders darauf achten, dass dein Pferd nicht übergewichtig ist, da dies zusätzlichen Druck auf das bereits geschädigte Gelenk ausübt.
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Zusammenfassung
In diesem Artikel haben wir lediglich von der Arthrose am Hufgelenk des Pferdes gesprochen. Die Erkrankung kann jedoch an vielen anderen Gelenke auftreten: am Fesselgelenk, am Sprunggelenk, in der Schulter, aber auch in den Rücken- und Beckengelenken. Es ist schwierig, der Arthrose vorzubeugen, da das Hufgelenk des Pferdes starken Belastungen ausgesetzt ist. Ein guter Hufschmied, der einen guten Untergrund für die Arbeit schafft, ist eine der wichtigsten Vorbeugemaßnahmen.
Ich hoffe, dass der Artikel dir gefallen hat und du nun alles über die Arthrose beim Pferd weißt.
Marine Slove,
Tierärztin und Produktleiterin bei Equisense
Ich möchte mich an dieser Stelle einfach wirklich SEHR bedanken das Du Dein Wissen mit uns teilst!! wundert mich das es noch keine Kommentare gibt . Arthrose beim Pferd ist wirklich keine schöne Diagnose und man steht Anfangs vor Vielen Gedanken und Fragen die man nicht ordnen kann und auch die Information der Tierärzte hält sich da eher bedeckt.Ich würde mir noch mehr Beiträge dazu wünschen und auch Erfahrungen von Betroffenen austauschen..DANKE
Hallo Alexandra,
vielen Dank! Das freut uns wirklich sehr 🙂
Ja, wenn andere Erfahrung damit haben, gerne immer hier posten!
Danke schön.
Liebe Grüße
Sina