Etikettierung von Pferdefutter: Welche Aspekte leicht zum Irrtum führen?
Wir alle verlassen uns auf das Lebensmitteletikett um nachzulesen, was das Pferdefutter beinhaltet oder um bestimmte Futter miteinander zu vergleichen. Für das untrainierte Auge können diese Beschriftungen sehr irreführend sein. Lassen Sie uns hier einen genauen Blick drauf werfen.
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Was geben die Lebensmittelverordnungen vor ?
Es ist zuerst einmal wichtig zu verstehen, dass alle Lebensmitteletikettierungen in erster Hand die gesetzlichen Anforderungen erfüllen müssen. Dies bedeutet nicht gleich das Hervorheben von ernährungsphysiologischen Vorteilen der Nahrung. Stattdessen geben sie in erster Linie alle spezifischen und geforderten Informationen an, die das Gesetz verlangt und die je nach Zieltierart definiert ist. Als gesetzliche Vorschrift muss sich ohne Ausnahme jeder Hersteller danach richten und halten.
Im Gegenzug ist das Produktblatt jedes Herstellers (oft im Internet verfügbar) keiner behördlichen Verpflichtung unterlegen. Wie stets ist Falsifizierung und Täuschung untersagt, jedoch ist die restliche Gestaltung ganz dem Hersteller überlassen. Er ist Nichteinmal verpflichtet, dieses öffentlich zur Verfügung zu stellen.
Nicht alles ist miteinander vergleichbar!
Um zwei Nährwerte miteinander zu vergleichen, müssen beide die gleiche Einheit haben. Für manche scheint dies offensichtlich, jedoch wird dieser Fehler sehr oft begangen. Prozent mit Prozent, Gramm mit Gramm, Milligramm mit Milligramm etc…
Für einen zielführenden Vergleich müssen bei beiden Vergleichselementen die Referenzpunkte stimmen. Um dies zu verdeutlichen, sind hier zwei Beispiele:
Beispiel 1 : Bruttomasse (BM) versus Trockenmasse (TM)
Im Durchschnitt besteht Pferdefutter aus 12 % Wasser und 88 % Trockenmasse. Es ist daher wichtig zu wissen, ob wir für einen bestimmten Inhaltsstoff in /kg BM oder in /kg TM (pro Kilo Trockenmasse) sprechen.
Die Inhaltsstoffe auf dem Etikett werden immer in BM angegeben. Auf dem Produktblatt kann der Hersteller jedoch die TM-Referenz verwenden, obwohl dies selten ist.
Zum Beispiel: Der Destrier POWER SAVE enthält 215 g Stärke/kg BM. Ändern wir das Bezugssystem zu Trockenmasse, dann enthält das gleiche Produkt 244 g Stärke/kg TM. Dies ist aufgrund des ausschließenden Wasseranteils in der Berechnung
Beispiel 2 : Der « Zusatzstoff » – versus « Gesamtlebensmittel » – Standard
Spurenelemente (Eisen, Zink, Kupfer etc.) können den Lebensmitteln gezielt zugesetzt werden und als “Zusatzstoffe” bezeichnet werden. Dessen Grenzwert ist auf dem Etikett enthalten.
Es ist jedoch wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass die natürlichen Rohstoffe im Futter ebenfalls Spurenelemente enthalten (Bsp.: Getreide, Afalfa). Zur Berechnung der Gesamtmenge eines Spurenelements, muss das additive Spurenelement mit dem in den Rohstoff enthaltenen natürlichen Spurenelementen addiert werden. Auf dem Produktblatt kann der Hersteller wählen, ob es das eine oder das andere Bezugssystem verwenden möchte.
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Vermeidbare Täuschungen … wenn man sie kennt
Die Rohproteine vs MADC-Falle
Der Rohproteingehalt ist eine quantitative Angabe, die die Gesamtproteinmenge im Futtermittel angibt. Diese Angabe ist gesetzlich vorgegeben und ist daher immer auf dem Etikett enthalten.
Über den quantitativen Aspekt der Proteine hinaus gibt es ebenfalls den qualitativen. Um von physiologischen Interesse zu sein, muss das Protein auf einer metabolischen Ebene nützlich sein: diese Proteine werden als “verdaulich” bezeichnet oder als “qualitativ hochwertig”. Aus diesem Grund hat das INRA (Naturwissenschaftliche Institut der Agrarforschung) ein System, Namens MADC in der BM g/kg, zur Bewertung des Proteinbedarfs und der Proteinaufnahme vorgeschlagen.
Diese Information ist nicht gesetzlich vorgeschrieben und wird daher nicht auf dem Etikett angegeben, jedoch des öfteren auf dem Produktblatt.
Hier ein Vergleich zweier Futtermittel :
Futtermittel 1 :
Rohprotein = 11,8%, entspricht 118 g/kg BM, mit einem MADC = 90 g/kg besteht die BM :
76% aus verdaulichen Proteinen.
Futtemittel 2 :
Rohprotein = 12,5%, entspricht 125 g/kg BM, mit einem MADC = 85 g/kg besteht die BM :
68% aus verdaulichen Proteinen.
Natürlich wird sich der Verbraucher, der ein proteinreiches Lebensmittel sucht, an das Futtermittel 2 wenden, aufgrund des höheren Gesamtproteinanteils. Allerdings enthält Futtermittel 1 eine größere Menge an “hochwertigen” Proteinen, was für den Stoffwechsel des Pferdes nützlich ist.
Spurenelemente in ihrer mineralischen Form vs organischer Form
In der Natur treten Spurenelemente in zwei unterschiedlichen Zusammensetzungen auf:
- Die mineralische Form mit einer geringen Bioverfügbarkeit wird nur zu 30 % bei der Verdauung effektiv genutzt. Hierbei werden konstant zahlreiche Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Spurenelementen hervorgerufen. (Z. B. kann Eisen die Aufnahmen von Kupfer und Zink einschränken);
- Die organische Form weist eine gute Bioverfügbarkeit ( über 60 % dank der Kopplung mit biologischen Molekülen) und gering schädliche Wechselwirkungen auf. Diese natürliche Form ist zum Beispiel im Gras vorzufinden, wodurch die Pferde hiermit die meisten Spurenelemente aufnehmen.
Um der Natur nachzuahmen (und, die Bioverfügbarkeit zu erhöhen, um Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Spurenelementen zu vermeiden), hat die Tiernahrungsforschung ein Pulver hergestellt, indem die mineralische Form der Spurenelemente mit Proteinen kombiniert werden.
Angesichts der Unterschiede in der Bioverfügbarkeit sollte dies beim Vergleich zweier Lebensmittel berücksichtigt werden.
Ein Vergleich zweier Lebensmittel denen Eisen als Zusatzstoff hinzugefügt wurde :
Futtermittel 1 :
Das Etikett gibt 45 mg/kg Eisen an, aufgeteilt in :
– Eisensulfat : 40 mg/kg mit 30% Absorption, d.h. hiervon können nur 12 mg/kg absorbiert werden
– Eisenpulver = 5mg/kg bei 60% Absorption, d.h. hiervon können nur 3 mg/kg absorbiert werden
Gesamtanteil des aufnehmbaren Eisens = 15 mg/kg
Futtermittel 2 : Das Etikett gibt 47 mg/kg Eisen an
– Eisensulfat : 47 mg/kg mit 30% Absorption
Gesamtanteil des aufnehmbaren Eisens = 14 mg/kg
Futtermittel 1 steuert dem Körper besser aufnehmbares Eisen zu, aufgrund der höheren Bioverfügbarkeit des Pulvers. Obwohl das Etikett genau das Gegenteil andeutet!
Hinweis : Es ist wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass hoch bioverfügbares Eisen bereits von Natur aus in Lebensmitteln enthalten ist. Wie oben erwähnt muss dieser daher mit angerechnet werden.
Zweck vs. Nährwert
Ein häufiger Fehler ist es, mehr auf den Nährwert zu achten als auf den eigentlichen Zweck des Nahrungsmittels. Um dies zu vermeiden, muss sich der Käufer im Klaren sein, welchen ernährungsphysiologischen Zweck er sucht und erzielen möchte. Somit kann er gezielt nach dem Lebensmittel suchen, welches die passenden Inhaltsstoffe enthält und die Profile der Lebensmittel in Bezug auf diese Elemente korrekt vergleichen.
Ein Beispiel mit Vitamin E :
Eventuelle Täuschung | Was tun |
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Nur auf die Menge an Vitamin E achten | Fragen Sie sich was das Ernährungsziel ist : hier, die Resistenz gegen oxidativen Stress (antioxidatives Potential) |
Nicht nachfragen, warum ein hoher Vitamin E Gehalt erwünscht ist und welche vorhandenen Inhaltsstoffe synergetisch wirken könnten. | Überlegen Sie, welche weiteren Inhaltsstoffe Vitamin E ergänzen um das gewünschte Ernährungsziel zu erreichen: – Hohe Konzentration an Mikronährstoffen – Spurenelemente (unter Berücksichtigung ihrer Bioverfügbarkeit: mineralischer oder organischer Form) – Essentielle Omega-3 Fettsäuren – Titrierte Antioxidantien (Vitamin C) – Natürlicher Antioxidantien-Komplex (Pflanzenextrakte, Polyphenole, Spirulina etc.) |
Vergleichen Sie das Profil verschiedener Lebensmittel nur in Bezug auf Vitamin E | Vergleichen Sie das Profil verschiedener Lebensmittel auf all diese Elemente |
Schlussfolgern, dass ein Lebensmittel allein aufgrund der Menge an Vitamin E besser geeignet ist als ein anderes | Schlussfolgern, dass ein Lebensmittel in Bezug auf alle Parameter besser geeignet ist als ein anderes |
Zur Erinnerung
Das Lebensmitteletikett liefert einige Informationen und Vorstellungen des Lebensmittelprofils, jedoch enthält es zu wenig Informationen, um einen effektiven Vergleich zwischen Lebensmitteln durchzuführen (auch für Ernährungsberater). Das Produktblatt, wenn vorhanden, ist meist Vollständiger und liefert wesentliche Zusatzinformationen, die einen effektiven Vergleich ermöglichen. Vorausgesetzt, man tappt nicht in die Fallen.
Fazit: Der Vergleich zweier Lebensmittel basierend auf ein oder mehrerer Ernährungsziele ist viel aussagekräftiger als der Vergleich einfacher Werte, die aus ihrem ernährungsphysiologischen Kontext herausgelöst sind.
Marine Slove
Tierärztin und Ernährungsberaterin für Destrier