Kolik beim Pferd – Was tun?
Hilfe, mein Pferd hat eine Kolik 😱
Koliken sind die häufigste Todesursache beim Pferd. Ihr Verdauungssystem ist gegenüber Stress sehr empfindlich und kann starke Schmerzen verursachen. 75 % der Koliken brechen 24 Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome aus. Daher sollte man als Reiter wissen, wie man diese erkennt, damit man schnellstmöglich handeln kann!
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Was ist eine Krampfkolik?
Es handelt sich dabei um Schmerzen mäßiger Intensität im Bauchbereich, die meist durch Verkrampfungen des Verdauungstrakts entstehen.
Dies ist vergleichbar mit Blähungen oder einer leichten Verstopfung beim Menschen.
Zu harter Stuhl oder die Gase, die bei der Verdauung entstehen, können nicht richtig weitergeleitet werden. Dabei vergrößert sich zwangsläufig der Abschnitt des Verdauungstrakts, in dem sie sich gerade befinden. Durch diese Überdehnung teilen die Nerven der betroffenen Verdauungsorgane dem Gehirn mit, dass dort gerade Schmerzen auftreten.
Es gibt viele verschiedene Arten von Koliken. Die meisten anderen sind wesentlich schmerzhafter als eine Krampfkolik und es sollte in jedem Fall sofort ein Tierarzt gerufen werden! 🚨
Wie lässt sich eine Kolik feststellen?
Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Symptome:
- das Pferd legt sich immer wieder hin und steht sofort wieder auf, als würde es etwas stören
- es scharrt ohne ersichtlichen Grund mit den Hufen
- das Pferd wälzt sich immer wieder
- es flehmt (Hochziehen der Oberlippe)
- es schaut seine Flanken oder seinen Bauch an
Sollte dein Pferd eines oder sogar mehrere dieser Symptome zeigen, dann ist die Wahrscheinlichkeit einer Kolik recht hoch. Oft verlaufen diese Krampfkoliken relativ harmlos. Der Zustand des Pferdes kann sich aber auch jederzeit drastisch verschlechtern, weshalb eine Kolik in jedem Fall behandelt bleiben und nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte.
⚠ Achtung ⚠ ein Pferd, das unter starken Schmerzen leidet, stark schwitzt und schwer und laut atmet, leidet höchstwahrscheinlich unter einer schwereren Form von Kolik. In diesem Fall sollte unbedingt sofort ein Tierarzt gerufen werden.
🚫 Was man auf keinen Fall tun sollte 🚫
Don’t #1 – Das Pferd frei laufen, und sich hinlegen und ungehindert wälzen lassen
Man sollte es verhindern, dass das Pferd sich wälzt. Das Ende des Darms, das durch den harten Stuhl verstopft ist, kann sich in die Bauchhöhle bewegen. Dadurch kann es zu einer Torsion, also einer Veränderung der Position des Verdauungskanals kommen.
Sollte dies passieren, muss das Pferd höchstwahrscheinlich operiert werden.
Don’t #2 – Den nächsten Tag abwarten
Es kann zwar sein, dass man am nächsten Tag in den Stall zurückkehrt und das Pferd ist wohlauf. Es kann aber auch sein, dass sich sein Zustand in der Zwischenzeit drastisch verschlechtert hat – und das, obwohl man hätte einschreiten können, wäre man vor Ort gewesen.
Daher sollte man das Pferd nicht unbeaufsichtigt lassen. So erspart man dem Pferd eine Operation und Schmerzen und sich selbst unnötige finanzielle Ausgaben und vor allem das schlechte Gewissen.
Don’t #3 – Öl füttern
Tierärzte verabreichen dem betroffenen Pferd manchmal Öl mit Hilfe einer Nasenschlundsonde. Dies sollte man aber auf keinen Fall selbst nachmachen. Das erkrankte Pferd kann nämlich nur schwer schlucken. Dadurch kann das Öl in die Lungen geraten, was zu einer Infektion der Lunge führen kann, die unter Umständen nicht mehr heilbar ist.
✅ Was man tun sollte ✅
Do #1 – Das Pferd bewegen
Führe dein Pferd im Schritt herum. So kommt es auf andere Gedanken.
Das mag zwar banal klingen, aber oft hilft es tatsächlich!
Do #2 – Futterentzug
Scheinen die Schmerzen vorbei zu sein, sollte das Pferd bis zum nächsten Tag nichts fressen. Dadurch soll verhindert werden, dass das Pferd zu viel frisst und sich die Verstopfung somit noch verschlimmert. Ziehe dem Pferd dazu einen Maulkorb an. Dies ist zwar kein schöner Anblick, aber du tust deinem Pferd damit einen großen Gefallen.
⚠ Achtung ⚠ Freu dich nicht zu früh, wenn das Pferd wieder äppelt 💩. Auch wenn dies ein gutes Zeichen sein kann, sind die ersten Pferdeäpfel noch keine Entwarnung. Der Verdauungstrakt des Pferdes ist ziemlich lang, daher ist es gut möglich, dass der ausgeschiedene Kot sich hinter der Verstopfung befand. Daher ist leider abwarten angesagt.
Was, wenn all das nichts hilft? 😱
Du hast dein Pferd im Schritt geführt, seinen Bauch massiert und sogar einen Regentanz aufgeführt, aber nichts hilft?
Dann kennst du die Antwort: hole einen Tierarzt zu Hilfe. Dabei kannst du ruhig bereits im Voraus ein paar Informationen weitergeben, die dem Tierarzt bei der Diagnose hilfreich sein könnten:
Wie hat sich die Intensität der Schmerzen entwickelt und wann traten sie zum ersten Mal auf? Wann war die letzte Entwurmung, wurde das Futter kürzlich umgestellt, steht das Pferd zurzeit unter tierärztlicher Behandlung?
Eine klinische Untersuchung sowie ein „Besuch” des Abdomens über eine rektale Palpation liefern in der Regel genug Informationen, um eine genau Diagnose stellen zu können.
Die Behandlung 💉
Die Behandlung hängt von den Befunden der rektalen Untersuchung ab und davon, ob das Pferd dehydriert ist oder nicht. Haben Pferde Bauchschmerzen, spielen sie nämlich gerne das Kamel: sie trinken nichts. 🐫
In der Regel wird zur Behandlung eine Nasenschlundsonde verwendet. Es wird also ein Plastikschlauch durch die Nase in den Magen eingeführt, mit dessen Hilfe dem Pferd Paraffinöl verabreicht wird. Dieses hat den Zweck, die Verstopfung aufzulösen. Außerdem werden Entzündungshemmer verabreicht, um die Schmerzen zu lindern, den die Bewegung des Stuhls im Darm beim Pferd verursacht. Sollte das Pferd stark dehydriert sein oder die Verstopfung sich nicht lösen, kann eine Infusion Abhilfe schaffen.
Spastische Koliken sind die, deren Behandlung in der Regel am unrproblematischsten ist, vorausgesetzt sie erfolgt rechtzeitig. Die Ursache muss nicht unbedingt ein Verdauungsproblem sein, vor allem dann nicht, wenn es sich um einen Einzelfall handelt.
Das Pferd sollte auf keinen Fall sich selbst überlassen werden. Außerdem sollten die Haltungsbedingungen genau analysiert werden, vielleicht lässt sich dort die Ursache für die Kolik finden.
Bis zum nächsten Artikel
Dr. Marine Slove,
Tierärztin bei Equisense