4 Dressurübungen für mehr Kontrolle und Präzision
Du bist Springreiter? Keine Sorge, dieser Artikel ist auch für dich! Bei einem Springparcours verbringen wir immerhin 90% der Zeit auf dem Boden und nur 10% in der Luft! Hier ein paar neue Dressurübungen für mehr Kontrolle und Präzision.👌💪🏻
Table des matières
Übung #1 – Volte – Halbe Bahn – Schenkelweichen
Beginnen wir mit einer Übung im Trab. Reite eine Volte mit einem Durchmesser von 12 m, gefolgt von einem Wechsel durch die halbe Bahn und verstärke dabei deinen Trab. Wechsle durch die Länge der Bahn und lass dein Pferd Schenkelweichen ohne Handwechsel. Wenn du also auf der rechten Hand bist, dann lass dein Pferd deinem rechten Schenkel weichen.
Mache diese Übung so lange, bis du dich sicher dabei fühlst und die Bewegungen flüssig und präzise sind.
🦄 Für Springreiter: Diese Übung hilft dir dank der 12 m großen Volte und dem Schenkelweichen dabei, an der Losgelassenheit zu arbeiten. Überprüfe mit dem Schenkelweichen, ob dein Pferd auf deine Hilfen reagiert und seine Hinterhand aktiviert.
Betrachte das Schenkelweichen nicht als Übung an sich, sondern eher als ein Mittel zur Kontrolle der Durchlässigkeit und der Reaktion deines Pferdes auf deinen inneren Schenkel.
Die Kombination dieser Übungen hilft dir dabei, dich auf eine genaue Linienführung zu konzentrieren. Diese benötigst du, um deinen Springparcours mit Erfolg zu meistern.
Schritt 1 – Wie reite ich eine Volte richtig? 🧐
Eine ordentliche Volte ist vor allem eines – rund! 🌀 Nutze zu Beginn Pylonen oder Stangen als Hilfen.
Dein Trab sollte regelmäßig und aktiv sein! Er sollte auf der geraden Linie und der Volte gleich bleiben, d. h. der Takt sollte weder schneller – denn dann eilt dein Pferd – noch langsamer werden – denn dann klemmt dein Pferd. Nutze deinen Equisense Motion, um die Taktreinheit zu messen.
Mehr dazu: Wozu dient der Equisense Motion?
Eine Volte bedeutet zudem, dass sich dein Pferd schön biegen lässt, nicht abknickt oder auf die Schulter fällt. Achte also auf Biegung und Stellung deines Pferdes!
💡 Tipps zur Hilfengebung bei der Volte [1]
Wenn du bereits genau Bescheid weißt, dann betrachte die nächsten Zeilen im schlimmsten Fall als Auffrischung und im besten Fall, lernst du sogar etwas Neues dabei. 😊
Greifen wir einmal auf die Beschreibung von Patrick Galloux (IFCE – Cadre Noir) zurück (Link am Seitenende):
✅ Die Zügel
Der innere Zügel gibt die Stellung vor und weist leicht nach innen, wobei die Hand an ihrem Platz bleibt. Seine Aufgabe besteht darin, die Volte einzuleiten oder beizubehalten. Dieser Zügel muss immer sanft nachgegeben werden können. Passiert das nicht, wird das Pferd sich hinter dem Zügel verkriechen. Der äußere Zügel lässt die Stellung zu, indem er an seinem platz bleibt. Dein Handgelenk dient dabei als Verlängerung deines Unterarms. Dieser Zügel reguliert die Bewegung. Wenn dein Pferd das innere Hinterbein aktiviert, spannt der äußere Zügel sich automatisch. Du kannst diesen ein wenig höher halten, falls nötig (bei zu starker Biegung).
✅ Die Schenkel
Der innere Schenkel ist hierbei sehr wichtig, da der Reiter das Pferd um diesen biegt. Er befindet sich am Gurt und nicht dahinter. Er „bewegt sich mit (d. h. bleibt nicht am Pferdekörper kleben) und reagiert (bei jedem Schritt)“. Achte darauf, dass du deinen Schenkel nicht zu weit hinten platzierst oder die Fersen hochziehst. Der äußere Schenkel liegt verwahrend. Bring dein Bein von der Hüfte aus ein wenig nach hinten (nicht nur die Wade), um die Hinterhand vor dem Ausweichen zu begrenzen.„Die Einwirkung ist umso geringer, je besser die Hände und der innere Schenkel arbeiten (keine rückwirkende Hand, kein zu weit hinten angelegtes inneres Bein, …).“
✅ Der Rest des Körpers
Bleibe auch bei einer kleinen Volte flexibel in der Hüfte. „Die Einwirkung des Beins darf das Becken in seiner Bewegung nicht behindern.“ Halte deinen Blick auf die Volte gerichtet und deine Schultern parallel zu denen deines Pferdes.
Schritt 2 – Wie reite ich im Mitteltrab durch die halbe Bahn? 🤔
Dein Pferd sollte dabei gerade gerichtet sein und es auch bleiben. Es sollte weder abknicken noch Zick-Zack-Linien reiten.
Du erkennst eine gelungene Verstärkung daran, dass dein Pferd seine Hinterhand aktiviert und seine Tritte länger und größer werden, d. h. seinen Raumgriff erweitert ohne dabei schneller zu werden! Nutze den Equisense Motion, um zu überprüfen, ob der Takt schneller geworden oder unverändert geblieben ist.
Eine gute Verstärkung bedeutet zudem, dass das Pferd vorne durchlässig ist und sich selbst trägt. Es passt seine Haltung an: Winkel Kopf – Hals leicht geöffnet, das Gesicht ist leicht über der Vertikalen. Achte darauf, nicht zu viel zu verlangen. Beginne mit 3 schönen Tritten in der Verstärkung, bevor du die 50 m anvisierst!
Bleibe locker in der Hüfte. Dein Pferd kann nicht verstärken, wenn deine Hüfte angespannt ist und blockiert. Wenn du im Leichttraben den Trab verstärken möchtest, tu dies erst, wenn die Verstärkung auch wirklich klappt.
Schritt 3 – Wie reite ich Schenkelweichen? 🤔
Bei einem guten Schenkelweichen bleibt das Pferd gerade, d. h. seine Hüfte befindet sich bei der Bewegung nicht vor seinen Schultern. Kopf und Schultern sind richtig gestellt.
Das Pferd bleibt weitestgehend gerade gerichtet, parallel zur langen Seite, ohne Biegung. Es kann dabei höchstens leicht nach außen gestellt sein. Das Pferd setzt sein inneres Hinterbein und das innere Vorderbein jeweils schräg vor das äußere. Dabei kreuzen sich seine Beine. Das Pferd reagiert auf deine Hilfen. Der Trab sollte regelmäßig sein, d. h. mit einem regelmäßigen Takt und einer gleichmäßigen Aufrichtung. Das Pferd sollte seine Aufrichtung beim Schenkelweichen nicht verlieren. Nutze den Equisense Motion zur Messung der Aufrichtung.
💡 Tipps zur Hilfengebung beim Schenkelweichen
Beim Schenkelweichen auf der linken Hand, also einer Bewegung nach rechts, sollte dein Blick und deine Schultern in Bewegungsrichtung zeigen. Das Gewicht deines Körpers bleibt dabei mittig. „Es ist nicht nötig, den Schwerpunkt des Körpers in Richtung der Bewegung zu verlagern. Das Pferd sollte sich in die Bewegungsrichtung bewegen und nicht durch deine Bewegung aus dem Gleichgewicht gebracht werden.“ [2]
Nutze die Zügel wie auf Schienen, um die Schultern deines Pferdes zu verschieben. Achte darauf, dass der linke . Zügel nicht über den Widerrist kommst.
„Bei einem Schenkelweichen auf der linken Hand, bei der man das Pferd nach rechts auf einer Diagonale weichen lässt, bleibt der innere Schenkel (links) am Gurt. Er kommt nur punktuell zum Einsatz, um das Pferd dazu anzuregen, sich nach rechts zu bewegen und dabei gleichzeitig parallel zur Bande zu bleiben. Reagiert das Pferd ausreichend darauf, ruht der Schenkel wieder, um zu verhindern, dass das Pferd abstumpft. Wird diese Hilfe zu sehr eingesetzt, kann es dazu führen, dass das Pferd nicht mehr darauf reagiert und weniger vorwärts und zur Seite geht.“ Camille Judet-Cheret [3]
Der treibende Schenkel bleibt also am Gurt und wirkt nur punktuell. Der rechte Schenkel sorgt füt einen ordentlichen Vorwärtsdrang und wirkt nur, wenn nötig.
📚 Weiterlesen: 4 Übungen für eine bessere Richtungskontrolle
Übung #2 – Einfache Schlangenlinie im Galopp
Hier die zweite Dressurübung für eine bessere Kontrolle: Die einfache Schlangenlinie im Galopp.
Wir beginnen mit einer einfachen Schlangenlinie bis zur Viertellinie. Sollte das gut klappen, gehe bis zur Mittellinie.
🦄 Für Springreiter: Es ist sehr wichtig, dass du diese Übung beherrschst! Beim Turnier musst du wissen, wie du deinen Galopp kontrollierst. Du solltest also in der Lage sein, dein Pferd auf gebogenen Linien in Innen- oder Außenstellung durchlässig zu reiten. Der Außengalopp zeugt von Durchlässigkeit und Balance, beides unerlässlich in einem Springparcours.
Wie reite ich eine einfache Schlangenlinie im Galopp? 🤔
Eine gebogene Linie zu reiten bedeutet vor allem, dass das Pferd nicht umspringt und in Balance bleibt. Die Schlangenlinie ist präzise vorgegeben und hat eine klare Linienführung. Dein Pferd sollte gerade gerichtet bleiben und seinen Galopp auch beim Umstellen beibehalten.
Der Takt sowie die Aufrichtung sollten sich nicht verschlechtern!
💡 Tipps zur Hilfengebung beim Reiten von Schlangenlinien
Reite die Schlangenlinie im Arbeitsgalopp und aktiviere dabei ausreichend die Hinterhand, du zu verhindern, dass dein Pferd in den Trab verfällt. Leite die Schlangenlinie wie einen Wechsel durch die halbe Bahn ein und rahme dein Pferd mit den Zügeln und Schenkeln ein.
Das Umstellen erfolgt, indem du deine Blickrichtung änderst. Treibe vermehrt mit dem inneren Schenkel und nutze den äußeren Zügel, um dein Pferd wieder auf den Hufschlag zu bringen. Sorge mit deinem Sitz dafür, dass dein Pferd seinen Galopp nicht verlangsamt.
Beginne mit einem leichten Umstellen, das nach und nach deutlicher wird.
📚 Weiterlesen: In 4 Schritten zur idealen Warmreitphase
Übung #3 – Volte im Galopp – Halbe Bahn – Trabübergang
Unsere dritte Übung ist ein Trabübergang auf halber Bahn. Reite eine Volte mit einem Durchmesser von 15 m im Galopp. Wechsle direkt am Ende der Volte durch die halbe Bahn. Gehe auf der Hälfte der Strecke in den Trab über.
🦄 Für Springreiter: Bei dieser Übung ist es besonders wichtig, dass du die Richtung kontrollieren sowie Übergänge in andere Gangarten als auch die Geraderichtung beherrschst!
Wie reite ich einen Übergang vom Galopp zum Trab? 🤔
Bei einem guten Galopp-Trab-Übergang sollten weder Durchlässigkeit noch Schwung verloren gehen. Das Pferd sollte nicht in den Trab stürzen, sondern der Takt muss gleich passen. In diesem Fall sollte der Übergang mit einer Geraderichtung einhergehen. Dein Pferd sollte vor, während und nach dem Übergang gerade bleiben. Es sollte nicht von der diagonalen Linie abweichen. Baue dir eine Gasse aus Bodenstangen, um auf der Diagonalen zu bleiben.
Der Übergang sollte deutlich sein und direkt in einen guten Trab übergehen (ohne Verlust des Gleichgewichts).
💡 Tipps zur Hilfengebung bei Übergängen [4]
Mache dich groß, wenn es auf den Übergang zugeht. Atme tief ein.
„Durch das tiefe Einatmen macht sich der Reiter groß und bringt sein Pferd ins Gleichgewicht. Atme nach dem Übergang tief aus. Das führt zur Entspannung und gibt einen Impuls für die neue Gangart.“ Camille Judet-Chéret [4]
Lockere deine Schenkel und spanne dein Becken beim Größerwerden an. Dein Pferd wird automatisch in den Trab übergehen. Falls wirklich nötig, nimm die Zügel an, um die Gangart zu wechseln.
Werde nach dem Übergang direkt weich, um eine Pause zu vermeiden. Der Übergang sollte flüssig sein!
Übung #4 – Wechsel durch die Länge der Bahn – Halt
Bei der letzten Übung zur Verbesserung der Kontrolle wechseln wir einmal durch die Länge der Bahn und machen dann einen Halt.
Eine klassische Übung aus der Dressur, die jedoch sehr interessant ist. Es gibt nichts Besseres, um sein Pferd schön gerade zu halten!
🦄 Für Springreiter: Diese Übung sollte von Reitern aller Disziplinen beherrscht werden! Du wirst sehen, dass die Übung relativ einfach zu reiten ist. Die perfekte Umsetzung ist jedoch weniger einfach und kann eine ganze Trainingseinheit lang dauern 😉
Wie reite ich durch die Länge der Bahn? 🧐
Dein Pferd sollte vom Anfang bis zum Ende gerade auf der Mittellinie laufen! Halte deine Hände ruhig ein wenig weiter auseinander und tiefer als gewöhnlich. Nutze bevorzugt deine Schenkel als Hilfen, um ein Abweichen von der Mittellinie zu vermeiden.
Dein Pferd sollte seine Gangart beibehalten! Der Takt sollte von Anfang bis Ende rein sein! Nutze den Equisense Motion als Hilfe, um das zu überprüfen 🙂
Ein kleiner Tipp: Zu Beginn bin ich die Länge der Bahn immer im Mitteltrab angeritten. Ich fand es einfacher, direkt im Mitteltrab und voller Energie loszulegen. Ich war somit dazu gezwungen diesen Trab zu halten! Naja … Ich rate dir, das nur dann zu machen, wenn dein Pferd einen schönen Mitteltrab hat. Ansonsten ist der Wow-Effekt hinüber 😅.
📚Weiterlesen: Wie plane ich mein Training, wenn ich allein reite?
Das waren sie, unsere 4 Dressurübungen für mehr Kontrolle und Präzision. Zum einen hast du somit ein paar neue Übungen kennengelernt und zum anderen hast du nun ein braves Pferd, das auf deine Hilfen reagiert (oder so 😋). Da fühlt man sich schon fast bereit für ein paar Dressurprüfungen, oder? 🤩
Wie wäre es nach diesen Übungen mit etwas Dehnung?
Bis zu einem neuen Artikel
Camille Saute
Mitbegründerin von Equisense