Erste Schritte mit Seitengängen für junge Pferde
Seitengänge sind Teil der Grundausbildung, die jedes Pferd unabhängig von der Disziplin beherrschen sollte. Sie helfen dem Pferd dabei, sein Gleichgewicht und Mobilität zu entwickeln. Die Arbeit an den Seitengängen kann sehr früh begonnen werden, da es sich um Basisübungen handelt. Schauen wir uns einmal an, wie und wann wir die Arbeit mit Seitengängen für junge Pferde am besten beginnen sollten! ⏩
Vielen Dank an Patrick Galloux vom Cadre Noir in Saumur für die Hilfe beim Verfassen dieses Artikels 🤝
Table des matières
Seitengänge: Der richtige Zeitpunkt für den Anfang
Du kannst bereits sehr früh mit Seitengängen beginnen. Das Erlernen der Reaktion auf deinen inneren Schenkel kann bereits mit 4-5 Jahren begonnen werden. Dies gehört zu den Grundlagen! Sollte dein Pferd also ganz normal alle anderen Lektionen erlernen, musst du nicht warten, bis es 7 Jahre alt ist.
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Folgende Bedingungen sollten für den Beginn mit Seitengängen erfüllt sein:
- dein Pferd trägt sich selbst
- dein Pferd beginnt Übergängen zwischen den Gangarten zu beherrschen
- dein Pferd beherrscht die Richtung auf Zirkeln mit 15 m bzw. 10 m Durchmesser
- dein Pferd beherrscht Richtungswechsel (Schlangenlinien)
- dein Pferd hält Kontakt
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Seitengänge: Einführung mit Bodenarbeit
Du kannst die Arbeit an den Seitengängen bereits bei jungen Pferden mit der Bodenarbeit beginnen! Hierbei geht es um die kontrollierte Verschiebung der Schultern und der Hüfte.
Kontrolle der Hüfte
🎯 Das Ziel dieser Übung ist es, dass sich die Hinterbeine deines Pferdes durch leichten Druck auf die Flanke überkreuzen, mit dem Gedanken einer halbe Drehung um die Schultern.
Stelle dich hierzu auf die linke Seite deines Pferdes auf die Höhe des Gurtes. Die Zügel oder die Longe sind angepasst, aber ohne Zug.
Stelle sicher, dass dein Pferd richtig steht und dass das linke Hinterbein leicht vor dem rechten steht.
Im Anschluss kannst du deine Hand ganz leicht hinter die Stelle des Gurtes auflegen. An der Stelle würde sich dein Bein befinden. Übe nun ganz leicht Druck auf. Das Ziel hierbei ist es nach und nach erst wenig Druck auf das Fell und falls keine Reaktion kommt, etwas mehr Druck auf die Haut auszuüben. Sollte immer noch keine Antwort von deinem Pferd kommen, kannst du den Druck leicht erhöhen, damit er auf die Muskeln und die Knochen spürbar ist. Füge eine Stimmhilfe wie “Hüfte” hinzu.
Sobald dein Pferd sein linkes Hinterbein nach rechts bewegt, nimm den Druck weg und belohne! Beginne die Übung erneut auf der rechten Seite. Versuche zuerst, nur einen Schritt zu erreichen. Du kannst mit der Zeit etwas anspruchsvoller werden.
Sollte dein Pferd versuchen, sich nach vorne wegzudrücken, dann übe leichten Zug über die Longe oder die Zügel aus. Tue dies aber nur, wenn nötig.
Du wirst sehen, dass du mit der Zeit mit dem einfachen Auflegen deiner Hand auf die Flanke und der Stimmhilfe “Hüfte” eine Bewegung deines Pferdes erkennen wirst.
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Kontrolle der Schultern
🎯 Das Ziel dieser Übung ist es, dass sich die Vorderbeine deines Pferdes durch leichten Druck auf die Gurtpassage überkreuzen, mit dem Gedanken einer halbe Drehung um die Hüfte.
Stelle dich hierzu auf die linke Seite deines Pferdes auf die Höhe des Gurtes. Die Zügel oder die Longe sind angepasst, aber ohne Zug.
Stelle sicher, dass dein Pferd richtig steht und dass das linke Vorderbein leicht vor dem rechten steht.
Lege deine Hand leicht auf die Gurtpassage und fahre fort, wie oben beschrieben. Leichter Druck auf Fell > Haut > Muskel > Knochen. Nutze eine Stimmhilfe wie “Schulter”.
Sobald dein Pferd sein linkes Hinterbein nach rechts bewegt, nimm den Druck weg und belohne! Beginne die Übung erneut auf der rechten Seite. Versuche zuerst, nur einen Schritt zu erreichen. Du kannst mit der Zeit etwas anspruchsvoller werden.
Sollte dein Pferd versuchen, sich nach vorne wegzudrücken, dann übe leichten Zug über die Longe oder die Zügel aus. Tue dies aber nur, wenn nötig.
Du wirst sehen, dass du mit der Zeit mit dem einfachen Auflegen deiner Hand auf die Gurtpassage und der Stimmhilfe “Schulter” eine Bewegung deines Pferdes erkennen wirst.
Diese Übungen sind sehr einfach und können gut mit jungen Pferden als Einführung zu den Seitengängen gemacht werden.
Seitengänge: Der Beginn auf dem Pferd
Um deinem jungen Pferd die Seitengänge beizubringen, machen wir uns die natürlichen Reflexe deines Pferdes zu nutze! Besonders hilfreich hierbei: sein “Reflex” Zirkel und Volten vergrößern zu wollen.
Bei der Arbeit auf dem Pferd gehen wir wie bei der Bodenarbeit vor: Druck auf Fell > Haut > Muskel > Knochen.
Hier 4 Übungen für den Beginn mit Seitengängen.
Übung 1 – Die Spirale
Die Spirale ist eine super Übung, die du bei Pferden jeden Alters und jeder Disziplin machen kannst. Sie bewirkt wahre Wunder! Die Übung kann ich Schritt oder im Trab ausgeführt werden.
Reite eine Volte und vergrößere diese nach und nach.
Die Vergrößerung entsteht durch die Arbeit des inneren Beins. Deine Hilfen entsprechen denen auf einem Zirkel bzw. bei einer Volte. Verlagere das Gewicht deines Körpers leicht nach außen, halte deinen Blick auf die Volte gerichtet und Kontakt mit den Zügeln.
Die Vergrößerung sollte das Ergebnis der Arbeit deines Beines und nicht das Ziehen an den Zügeln sein.
Sollte dein Pferd über die Schulter auszuweichen suchen, dann übe weniger Druck aus den Händen aus und verstärke die Arbeit aus deinen Beinen. Sollte dein Pferd über die Hüfte auszuweichen suchen, dann liegt dein inneres bein zu weit hinten.
Du wirst sehen, dass dein Pferd mit der Zeit ein schönes Kreuzen der Beine erreicht! Super, dein erster Seitengang ist geschafft! 😁
Übung 2 – Die verzierte Schlangenlinie
Es gilt das gleiche Prinzip wie zuvor. Wir versuchen, eine Volte zu vergrößern, aber dieses mal mit einem Handwechsel in der Mitte! Nutze auch hier dein inneres Bein zusammen mit den Hilfen eines Zirkel bzw. einer Volte.
Baue hierzu Hilfen im Abstand von ca. 3 m breit auf, um besonders präzise zu arbeiten. Solltest du die Übung richtig ausführen, dann schaffst du es, diese Hilfen einzuhalten.
Versuche dein Pferd durch leichten Druck um dein Bein zu winden. Du solltest spüren, wie dein Pferd durch die einfache Arbeit aus dem inneren Bein seine Vorder- und Hinterbeine kreuzt. Du solltest eine Veränderung in der Stellung und Biegung merken.
Übung 3 – Schenkelweichen auf dem 1. Hufschlag
Auch bei dieser Übung machen wir uns den “Reflex” deines Pferdes, auf den Hufschlag zurückkehren zu wollen, zu nutzen. Die Übung ist einfach. Beginne auf der kurzen Seite. Beginne einen Wechsel durch die Länge der Bahn 3-5 m (maximal bis zur Viertellinie). Arbeite einige Meter nach dem Wechsel mit dem inneren Bein am Sattelgurt, um es zurück auf den Hufschlag zu bringen.
Ziehe hierbei nicht an den Zügeln, aber halte Kontakt. Arbeite nur mit deinem inneren Bein, um Druck auszuüben. Das Gewicht deines Körpers sollte mittig oder leicht nach außen verlagert sein.
Übung 4 – Wechsel und “Schenkelweichen”
Die Übung ist genau dieselbe wie Übung 3 mit dem Unterschied eines Wechsels durch die Bahn durch die Mitte. Wir kehren hierbei ohne Handwechsel wieder auf den Hufschlag zurück. Auch hier arbeiten wir lediglich mit dem inneren Bein am Sattelgurt!
Reite diese Übung auch ruhig im Trab für mehr Aktivität.
Wir suchen bei dieser Übung Qualität in der Ausführung. Der Körper des Pferdes ist parallel zum Hufschlag, ohne Biegung.
Mache diese Übung 2-3 Mal und lass dein Pferd sich dann ein wenig erholen. Entspanne seinen Hals und mache die Übung auf der anderen Hand.
Hier angekommen sollte dein Pferd seine Beine nun schön kreuzen können! Seine Reaktion auf dein inneres Bein sollte nun problemlos erfolgen. Bravo 👏
Seitengänge: Und woran arbeiten wir jetzt?
Die logische Folge ist im Anschluss das Schulterherein, das dir nun leicht fallen sollte. Die Hilfen sind die gleichen! 🙂
Diese Basisübungen sind “Must Haves”, die du häufig wiederholen solltest. Dein Pferd sollte diese Übungen zu jedem Moment beherrschen.
Mehr Übungsideen zu Seitengängen oder anderen Schwerpunkten findest du in der Equisense App!
Bis bald zu einem neuen Artikel,
Camille Saute
Mitbegründerin von Equisense