EHV und Rhinopneumonitis: 10 Dinge, die du wissen solltest
Die Herpes-Epidemie beim Reitturnier in Valencia dieses Jahr hat viele Pferdebesitzer in Angst versetzt. Doch worum handelt es sich beim Equinene Pferdeherpes (EHV) überhaupt? Und welche Ursachen und Folgen bringt es mit sich?
Wir erklären dir hier alles: Die 10 wichtigsten Punkte zum Equinen Pferdeherpes (EHV) und der Rhinopneumonitis.
Table des matières
- #1 – Welche Viren sind für das EHV verantwortlich?
- #2 – Stimmt es, dass es mehrere Formen von Rhinopneumonitis beim Pferd gibt?
- #3 – Wie wird der Virus übertragen?
- #4 – Welche Symptome treten bei der Rhinopneumonitis auf?
- #5 – Wie wird die Rhinopneumonitis diagnositiziert?
- #6 – Welche Behandlungsmethoden gibt es bei der Rhinopneumonie?
- #7 – Wie sieht es mit der Impfung gegen die Rhinopneumonitis aus?
- #8 – Kann die Rhinopneumonitis beim Pferd auf den Menschen übertragen werden?
- #9 – Wie kann die Epidemie eingegrenzt werden?
- #10 – Sollten Transporte zum Turnier vermieden werden?
#1 – Welche Viren sind für das EHV verantwortlich?
Verantwortlich für diese Erkrankung sind die Equinen Herpesviren: EHV-1 und EHV-4. Es gibt insgesamt 5 Formen dieses Virus, aber einzig und allein die Formen EHV-1 und EHV-4 führen zur Rhinopneumonitis beim Pferd.
#2 – Stimmt es, dass es mehrere Formen von Rhinopneumonitis beim Pferd gibt?
Ja, das stimmt ✅. Die Rhinopneumonitis kann in 3 Formen auftreten: Atemwegserkrankung, Nervenbereich und Virusabort der Stuten.
Der Virus EHV-1 kann die 3 Formen der Rhinopneumonitis auslösen. Der Virus EHV-4 bedingt vorrangig die Atemwegserkrankung. Einige wenige Fälle des EHV-4 wurden bei der Virusabort entdeckt, aber dies bleibt eine Seltenheit.
#3 – Wie wird der Virus übertragen?
EHV-1 ist im Außengelände nur wenig resistent. Er kann jedoch mehrere Tage im Stroh in der Box z. B. überlegen …
Das Virus überträgt sich vor allem über Husten und Nasenausflüsse von infizierten Pferden (unabhängig davon, ob diese Pferde krank sind oder lediglich asymptomatische Träger des Virus). Im Fall der Form des Virusabort kann die Infektion ebenfalls über die Reste des Fohlenabgangs übertragen werden. Dazu zählen: der Fötus, die vaginalen Ausscheidungen und die kontaminierten Oberflächen.
Die Inkubationszeit des Virus beträgt 2 bis 10 Tage.
Es handelt sich um einen latenten Virus
Der Virus kann sich für lange Zeit im Körper des Pferdes befinden, ohne dass Symptome auftreten. Dies bezeichnet man als latent, d. h. schlafend oder inaktiv. Die Infektion kann schlagartig durch Stress oder eine andere Behandlung ausgelöst werden … wie beim Herpes beim Menschen übrigens auch! Du kennst sicherlich das Herpes am Mund, das ab und an wieder kommt, wenn du gestresst bist? Hierbei handelt es sich ebenfalls um solch einen latenten Herpesvirus!
Es wird geschätzt, dass 60 bis 70% der Pferde latente Virusträger sind (IFCE). Das bedeutet, dass sie den Virus in sich tragen, jedoch weder Symptome aufweisen noch krank sind. Solltest du bereits einen Fall von Rhinopneumonitis in deinem Stall gehabt haben, kannst du fast sicher sein, dass dein Pferd Träger des Virus ist.
#4 – Welche Symptome treten bei der Rhinopneumonitis auf?
Atemwegserkrankung
Die Symptome ähneln einer abgeschwächten Grippe. Pferde haben Fieber, Nasenausfluss, trockenen Husten und eventuell Augenausfluss. Dieser Krankheitszustand hält für 1 bis 2 Wochen an. Der Ausgang ist nur sehr selten tödlich. Da das Immunsystem des Pferdes jedoch geschwächt ist, kann schnell eine bakterielle Infektion hinzukommen. Das erschwert das Ganze zusätzlich.
Nervenbereich
Die Symptome variieren sehr vom einen Pferd zum anderen: Ataxien, Störungen der Bewegungskoordination, die bis hin zur Paralyse gehen, Fieber, Inkontinenz …
Einige Pferde genesen vollständig. Andere sterben durch Euthanasie oder eines natürlichen Todes.
Diese Form bleibt sehr selten, ist jedoch leider die vorherrschende im Falle des Valencia-Turniers.
Virusabort
Präzision vorab: Ein Abort bei der Stute entspricht der „Fehlgeburt“ bei der Frau.
Der Abgang des Fohlens tritt spät auf (zwischen den 9. und 11. Monat der Trächtigkeit). Die Stute weist kein Warnsignal oder Symptom auf, was die Einschätzung der Situation schwierig macht.
Stuten werden vorrangig mit der Atemwegserkrankung kontaminiert. Da der Virus lange Zeit unentdeckt bleibt, kann er auch Jahre später zu einem Abort führen. 😕
#5 – Wie wird die Rhinopneumonitis diagnositiziert?
Es gibt mehrere Methoden. Wie beim Covid auch, gilt die PCR-Methode (Polymerase Chain Reaction) als weit verbreitet! Hierbei wird überprüft, ob die Virus-DNA sich im Pferkörper befindet. Es genügt hierbei eine Nasenprobe sowie eine Blutabnahme ans Labor zu schicken. Diese Methode ist die beste, wenn es sich um einen Notfall handelt. Sie muss von einem Tierarzt durchgeführt werden.
Bei der Nervenform der Erkrankung kann eine Analyse des Gehirn-Rückenmark(s)-Flüssigkeit die Antwort bringen. Bei der Virusabort kann eine Analyse des Abgangs durchgeführt werden.
#6 – Welche Behandlungsmethoden gibt es bei der Rhinopneumonie?
Es gibt kein direktes Heilmittel. Dies bedeutet, dass die Ursache der Erkrankung nicht behandelt werden kann, sondern lediglich die Folgen. Man kann dem Pferd also z. B. Hustenlindernde Mittel verschreiben. Bei den Formen der Atemwegs- und Nervenerkrankung können lediglich die Symptome gelindert werden.
Im Fall des Virusabort ist keine Behandlung notwendig, da die Stute im Allgemeinen keine Symptome aufzeigt.
#7 – Wie sieht es mit der Impfung gegen die Rhinopneumonitis aus?
Es existiert eine Impfung gegen EHV-1 (alle 3 Formen) und EHV-4 (Atemwegserkrankung).
“Alle in Frankreich zugelassenen Impfstoffe beinhalten die Wertigkeit EHV-1, einige enhalten lediglich diese (Pneumequine®) und eines beinhaltet 2 Wertigkeiten EHV-1 und EHV-4 (EQUIP EHV 1.4® ): Sein Schutz vor der Atemwegsform ist verbessert (Pferde im Training z. B.), der Schutz vor dem Virusabort ist jedoch identisch.” (IFCE)
Ein Impfzwang besteht lediglich für Züchter (Hengste) und einige Zuchtstuten (Trotteur Francais, Vollblut, AQPS). Für alle anderen ist eine Impfung angeraten.
Impfschutz
Jeder einzelne Impfstoff allein stellt keinen 100%-Schutz gegen die 3 Formen dar. Das Risiko wird lediglich minimiert. Es gibt weniger Erkrankungen und Aborte unter den geimpften Pferden und dementsprechend weniger Übertragungen. Seine Wirksamkeit ist mit 75% weniger Aborten bei geimpften Stuten sehr hoch.
Laut IFCE: 80% der Zuchtstuten werden im Alter unter 10 Monaten infiziert.
Die Wirksamkeit der Impfung allein erhöht sich, wenn Pferde des gleichen Stalls geimpft werden. Man spricht hier von einer Herdenimpfung. Das Problem hierbei ist, dass die Impfrate sehr niedrig ist und es so immer wieder zu Epidemien kommt.
Impfprotokoll
“Das Impfprotokoll entspricht dem der Gruppe mit 2 Injektionen im Abstand von 4 bis 6 Wochen bei de Erstimpfung, gefolgt von einer jährlichen Auffrischimpfung. Eine Auffrischimpfung alle 6 Monate ist angezeigt, um das Immunsystem zu stimulieren. Bei trächtigen Stuten gilt eine Impfung imm 5., 7. und 9. Monat.“ (RESPE)
#8 – Kann die Rhinopneumonitis beim Pferd auf den Menschen übertragen werden?
Nein. ❌ Der Virus ist der Pferderasse eigen: Menschen können sich nicht mit dieser Krankheit anstecken. Sie können das Virus jedoch an den Händen oder and er Kleidung haben, wenn diese nicht richtig gewaschen wurden. Dies kann zur Übertragung auf ein anderes Pferd führen.
Denke also daran, das Material zu desinfizieren und deine Handy zu waschen, wenn sich ein Pferd mit Rhinopneumonitis in deinem Stall befindet.
#9 – Wie kann die Epidemie eingegrenzt werden?
Die Maßnahmen zur Viruseingrenzung sind nicht besonders angenehm, aber notwendig, um eine weitere Übertragung zu verbinden.
Die effizienteste Maßnahme ist eine Quarantäne, d. h. die erkrankten Pferde sollten an Ort und Stelle bleiben und nicht transportiert werden. Pferde, die während dieses Zeitraums neu im Stall ankommen, sollten für 3 Wochen isoliert werden. Das tägliche Messen der Temperatur ist angeraten.
Folgende Hygienemaßnahmen sollten getroffen werden:
- Isolation und Überwachung der kranken Pferde
- Verwendung von Schutzkleidung (Bluse, Überschuhe, Handschuhe) bei Kontakt mit kranken Pferden
- Pflege und Fütterung der gesunden Pferde, dann der womöglich kranken Pferde und zuletzt der kranken Pferde
- Desinfektion der Hände und Schuhe (falls kein Schutz) zwischen dem Kontakt mit Pferden
- Verwendung unterschiedliches Material für gesunde und infizierte Pferde
- Regelmäßige Desinfektion der Boxen und Vernichtung des Einstreus
- Fernhaltung von 3-4 Wochen der gesunden zu den infizierten Pferden
- Untersagung den Mist auf die Weiden zu tragen
- Trennung von jungen Pferden und Zuchtstuten der Sportpferde, da diese häufig Virusträger sind.
Es ist wichtig, dass die infizierten Pferde bis zur vollständigen Genesung (Verschwinden aller Symptome) isoliert bleiben und der Stall in Quarantäne gehalten wird.
#10 – Sollten Transporte zum Turnier vermieden werden?
Ich möchte an dieser Stelle, die Krisenstellungnahme des RESPE (französisches Netzwerk zur Epidemieüberwachung von Erkrankungen beim Pferd) während der Krise 2018 in Frankreich zitieren. Sie ist sehr klar und deutlich:
“Strategie für kommende Veranstaltungen
Viele Turniere wurden angesichts der gesundheitlichen Situation vor Ort und der Mediatisierung der Seuche dieses Wochenende bereits abgesagt. Einige Turniere finden unter Einhaltung von Präventionsmaßnahmen statt.
Innerhalb der kommenden Wochen sind viele Veranstaltungen mit einer großen Anzahl von Pferden geplant. Einige dieser Pferde befanden sich in den Wochen davor in Risikogebieten.
Das Krisenkomitee rät allen Teilnehmern oder Veranstaltern von Turnieren in ihren Örtlichkeiten von einer Ausrichtung bzw. Teilnehmer dieser ab, sollte die Örtlichkeit in Verdacht stehen bzw. Bestätigung erhalten haben, infizierte Pferde beherbergt zu haben.
Das Komitee ruft ebenfalls dazu auf, alle Pferdehalter, die an einem Turnier im Risikogebiet teilgenommen haben, ihre Pferde besonders genau zu Beobachten und im Verdachtsfall kein Turniergelände zu betreten bis die Analyse-Ergebnisse vorliegen.“ Krisenmanagement 27/04/2018
Ich hoffe, dass dieser Artikel dir dabei geholfen hat, die Rhinopneumonitis, EHV-1 und EHV-4 sowie die Maßnahmen besser zu verstehen.
Bis bald
Camille Saute
R&D-Managerin bei Equisense
Quellen
Daix et S. Pronost, « Herpès Virus Equin 1 », RESPE, 2014. [En ligne]. Disponible sur: RESPE. [Consulté le: 30-avr-2018].
AVEF, C. Laugier, I. Barrier, C. Pitel, B. Ferry, et P. Tritz, « La rhinopneumonie », Equipaedia, 2016. [En ligne]. Disponible sur: Equipaedia [Consulté le: 30-avr-2018].
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