Wie schlimm sind Herzrhythmusstörungen beim Pferd?
Herzrhythmusstörungen sowie alle anderen Herzerkrankungen beim Pferd können dem Reiter große Sorgen bereiten. Wir erklären dir hier, worum genau es sich bei Herzrhythmusstörungen handelt, wie du sie erkennst und wann du handeln solltest!
Table des matières
Was ist eine Herzrhythmusstörung?
Bevor wir auf die Herzrhythmusstörung eingehen, sollten wir einige Begrifflichkeiten erläutern. Hierzu gehören die Begriffe: Puls, Herzfrequenz, Rhythmus und Schlägen.
Definition: Puls, Frequenz, Rhythmus und Schläge
Das Herz zieht sich zusammen und erschlafft in regelmäßigen Abständen aufgrund von elektrischen Impulsen.
Ein Herzschlag stellt einen Zyklus da [Zusammenziehen – Erschlaffen], genauer gesagt aus 2 Phasen: Die Phase des Zusammenziehens (Systole), in der das Herz sich zusammenzieht und das Blut aus dem Herzen pumpt, und die Phase des Erschlaffens (Diastole), in der das Herz siche entspannt und Blut in das Herz einfließt.
Beim Puls handelt es sich um die “Messung des durch das Herz pulsierte Blutflusses durch das Abtasten einer Arterie.”[1]
Das Herz schlägt schneller oder langsamer je nachdem, ob dein Pferd sich in Ruhe oder in Anstrengung befindet und je nachdem, ob es ruhig oder gestresst ist. Wir sprechen in diesem Fall nicht von der Schnelligkeit der Herzschläge sondern von der Herzfrequenz, auch Herzschlagfrequenz genannt. Beide Terme beziehen sich gleichwertig auf die Anzahl der Schläge während eines definierten Zeitraums. Wir sprechen hier von Schlägen pro Minute, abgekürzt mit BPM, aus dem engl. “beats per minute”. Zur Messung der Herzfrequenz wird ein Herzfrequenzmessgerät/Herzfrequenzmesser eingesetzt.
📚 Mehr dazu: 5 Gründe ein Herzfrequenzmessgerät zu verwenden
Beim Herzrhythmus handelt es sich um den Rhythmus im musikalischen Sinne. Der Rhythmus gibt die Verteilung der einzelnen Schläge an. Dies bedeutet, dass der Rhythmus bei gleicher Frequenz variieren kann.
Anhand unserer Abbildung wird der Unterschied schnell klar:
Definition: Herzrhythmusstörung (HRS)
Bei einer Herzrhythmusstörung (HRS), auch Arrhythmie genannt, handelt es sich um “eine Variation des Herzrhythmus ohne erkennbaren Grund.”
Diese Variationen im Herzrhythmus können körpereigen oder krankhaft sein. D. h. einige Veränderungen im Rhythmus sind unbedenklich und haben keinerlei negative Auswirkung auf die Lebensqualität oder die sportliche Leistung.
Krankhafte Herzrhythmusstörungen hingegen haben womöglich schwerwiegende Auswirkungen auf die Lebensqualität oder die Leistung. Sie werden dann problematisch, wenn die Muskulatur und das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Dies kann zu merklichen Leistungsverschlechterungen, wie z. B. einer Ohnmacht führen.
Wie erkenne ich eine Herzrhythmusstörung?
Elektrokardiogramm (EKG)
Nur ein Tierarzt kann eine Herzrhythmusstörung erkennen.
Der Tierarzt beginnt die Untersuchung mit dem Abhören des Pferdes mittels eines Stethoskops. Das ist lediglich im Ruhezustand möglich.
Ein Belastungstest kann zur Vervollständigung der Diagnose durchgeführt werden. Hier kommt das Elektrokardiogramm (EKG) ins Spiel. Mithilfe dessen kann der Tierarzt die Aktivität des Herzens messen. Das vom EKG aufgezeichnete Signal gibt Aufschluss über das Vorliegen einer Herzrhythmusstörung sowie die Häufigkeit ihres Auftretens.
💡 Wusstest du?
Mithilfe des Equisense Motion S kannst du das Elektrokardiogramm deines Pferdes aufzeichnen. Im Anschluss lädst du die aufgezeichneten Herzdaten in unserer Webapp herunter und schickst diese zur Analyse an deinen Tierarzt. Anhand dieses Elektrokardiogramms kann dein Tierarzt eine Diagnose stellen und Empfehlungen aussprechen.
⏩ Wie lade ich das EKG meines Pferdes herunter?
Herzfrequen
Es ist je nach Ermittlungsmethode und -gerät zudem möglich, einige Herzrhythmusstörungen anhand der Herzfrequenz zu bestimmen.
Eine erhöhte Herzfrequenz (>140 bpm) bei Arbeit niedriger Intensität (z. B. Warmreiten in Ruhe) oder eine sehr niedrige Herzfrequenz in Ruhe (< 25bpm) sind Warnzeichen.
Kontaktiere deinen Tierarzt wenn du eine Herzrhythmusstörung bei deinem Pferd vermutest.
Beispiele von Herzrhythmusstörungen [3]
Atrioventrikulärer Block (AV-Block) 2. Grades
Es handelt sich hierbei um eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen in Ruhe. Sie ist gekennzeichnet durch eine sehr niedrige Herzfrequenz in Ruhe (~30-40 bpm) sowie mögliche 1 oder gar 2 ausgelassene Herzschläge. Sie sind ohne Folgen für das Pferd, insofern die “atrioventrikulären Blocks” bei Anstrengung verschwinden.
Hier ein Beispiel für die Messung eines AV-Blocks 2. Grades mit dem Equisense Motion S :
Vorhofflimmern
Es handelt sich hierbei um die häufigste Herzrhythmusstörung in Anstrengung. Ein Teil der Kontraktion des Herzens fehlt bei dieser Erkrankung im EKG (P-Welle) und der Rhythmus weist unregelmäßige Unregelmäßigkeiten auf.
Große Pferde mit einem großen Herzen sind häufig hiervon betroffen. Die Schwere dieser Erkrankung hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab.
Wann sollte ich mir Sorgen machen?
Der Schweregrad der Herzrhythmusstörung hängt von mehreren Faktoren ab, darunter ihr Auftreten und ihr Verschlechterung oder Verbesserung bei Anstrengung.
Sollte eine krankhafte Herzrhythmusstörung diagnostiziert werden, muss der Auslöser für diese gefunden werden. Der Auslöser ist grundlegend für die Ermittlung des Schweregrades der Herzrhythmusstörungen.
Einige Rhythmusstörungen können mittels Medikamente behandelt werden. Andere sind leider nicht behandelbar und haben eine eher schlechte Prognose.
Einzig dein Tierarzt kann dir diese Informationen geben!
Fazit
Herzrhythmusstörungen kommen häufig beim Pferd vor. Sie sind einer der Hauptgründe für eine Belastungsgegenanzeige.
Die Herzfrequenzstörung kann je nach Art und Auftreten bei Anstrengung als körpereigen oder krankhaft eingestuft werden.
Durch die stetige Messung der Herzfrequenz im Training können Variationen oder anormale Werte erkannt werden und den Reiter dazu veranlassen, seinen Tierarzt für eine präzise Diagnose aufzusuchen.
Bis bald zu einem neuen Artikel,
Camille Saute
Mitbegründerin von Equisense
Biomechanikerin und Biomedizinische Ingenieurin
Quellen
[1] Wikipédia, “Pouls”, consulté le 2 avril 2021
[2] Fondation pour la recherche médicale, “Tout savoir sur les troubles du rythme cardiaque”, consulté le 2 avril 2021
[3] Bailly Vétérinaires, L’électrocardiogramme chez le cheval, consulté le 02 avril 2021
[4] M. de Lagarde, Prévalence des arythmies cardiaques liées à l’effort chez le trotteur, Thèse Vétérinaire, Ecole nationale vétérinaire d’Alfort, 2007