Mein Pferd leidet am Hufrollensyndrom! Was tun?
Diagnostiziert der Tierarzt das Hufrollensyndrom, gerät man als Reiter schnell in Panik. Aber eigentlich weiß man gar nicht so genau, was es damit überhaupt auf sich hat. Wie entsteht diese Erkrankung und wie kann man sie behandeln?
Unsere Tierärztin Marine erklärt in diesem Artikel, alles was man als Reiter oder Pferdebesitzer zum Thema Hufrolle wissen sollte.
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Was steckt hinter dem Begriff Hufrollensyndrom?
Beim Hufrollensyndrom handelt es sich um eine Erkrankung, die bei Sport- und Freizeitpferden die häufigste Ursache für ein chronisches Lahmen ist [1]. Sie ist bei Reitern unterer mehreren Namen bekannt: Hufrollenentzündung oder -syndrom, Strahlbeinentzündung oder Podotrochlose. Es handelt sich dabei um eine lokale Überlastung des Strahlbeins (os sesamoideum distale).
Die verschiedenen Begriffe unterscheiden sich jedoch, auch wenn sie oft als Synonyme gebraucht werden, in ihrer Bedeutung.
- Ist das Strahlbein direkt betroffen, spricht man in der Regel einfach von einer Strahlbeinentzündung.
- Sind außerdem die Sehnen und Bänder um das Strahlbein herum betroffen, dann verwendet man den Term Podotrochlose. Zu diesen Strukturen gehören:
- die tiefe Beugesehne
- das Ligamentum sesamoideum collaterale (Sesambeinband)
- der Hufrollenschleimbeutel
Die Veränderung der anatomischen Strukturen ruft beim Pferd Schmerzen hervor, die die Streckung des distalen Interphalangealgelenks einschränken. Einfach gesagt handelt es sich dabei um die Streckung des Kron- und des Fesselbeins, wenn der Huf des Pferdes in den Boden einsinkt. Das ist das gleiche Prinzip, wie wenn du deine Fingerkuppe gegen eine Oberfläche drückst. Bei dieser Bewegung hat das Pferd Schmerzen, wodurch ein Lahmen entsteht.
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Welche Anzeichen gibt es?
Die ersten klinischen Symptome des Hufrollensyndroms treten in der Regel in einem Alter von 5 bis 10 Jahren auf. Warmblüter und Quarter Horses sind besonders häufig betroffen, Vollblüter und Traber hingegen deutlich seltener. Das Lahmen entsteht in der Regel schleichend, setzt zeitweise aus und ist selten sehr stark ausgeprägt. Außerdem ist die Vorhand anfälliger als die Hinterhand.
Leider sind oft beide Seiten betroffen. Da meist beide Vorderhufe erkrankt sind, kommt es nicht selten lange Zeit nicht zu einer Asymmetrie der Bewegungen, auch wenn in der Regel auf einer Seite die Symptome ausgeprägter sind als auf der anderen. Diese Asymmetrie wird, aber wenn sie letztendlich auftritt, dafür sorgen, dass sich die Schritte des Pferdes verkürzen. Dies macht sich vor allem im Trab bemerkbar. Man hat den Eindruck, das Pferd laufe auf Eiern. Besonders deutlich wird dies, wenn das Pferd noch nicht warm gelaufen ist, also wenn es z. B. gerade aus seiner Box herausgeführt wird. Wenn das Pferd sich bewegt, lassen die Symptome oft nach [1].
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Wie verändert sich das Aussehen des Hufs?
Es können folgende Veränderungen auftreten [1]:
- Auf der stärker betroffenen Seite kommt es oft zu einer Verformung des Hufs. Der Huf wird schmaler und steiler. Die Trachte ist länger als beim gegenüberliegenden Huf, dies lässt sich aber erst in einem fortgeschritteneren Stadium beobachten.
- Das Pferd versucht, den betroffenen Huf zu schonen, um Schmerzen zu vermeiden. Im Stehen entlastet das Pferd daher nicht wie sonst üblich das Hinter- sondern das Vorderbein.
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Welche Behandlungsmethoden gibt es?
Es handelt sich beim Hufrollensyndrom, auch Podotrochlose genannt, um eine irreversible Erkrankung, das heißt, sie kann nicht geheilt werden. Allerdings lassen sich die Symptome stabilisieren und behandeln, manche Pferde können sogar trotzdem noch auf Turnieren eingesetzt werden. Um dies zu ermöglichen, wird je nach Art und Ausprägung der Erkrankung ein spezieller Beschlag angebracht.
Er hat in der Regel den Zweck, die Streckung des distalen Interphalangealgelenks einzuschränken und somit die Belastung der Trachten zu verringern. Es werden also Hufeisen angebracht, die die Trachten unterstützen und dafür sorgen, dass das Pferd über die Zehe abrollen kann, ohne dass der Huf dabei zu sehr einsinkt [1]. Es werden nicht selten Hufeisen verwendet, die speziell gepolstert, an der Zehe offen (also quasi „verkehrt herum”) oder bei besonders ausgeprägten Symptomen vollständig geschlossen sind (Stegeisen).
Je nachdem, welche Symptome das Pferd zeigt, werden Entzündungshemmer und / oder Hyaluronsäure aufgetragen oder Injektionen verabreicht. Die Behandlung des Hufrollensyndroms sollte ausschließlich in Absprache mit einem Tierarzt erfolgen.
Die Prognose hängt von der Ausprägung der Symptome, der anatomischen Veränderung, der Schmerzen und dem Alters des Pferdes ab. Zeigt das Pferd ein Lahmen im Schritt? Ist das Pferd noch jung? All dies muss für das Stellen einer Prognose berücksichtigt werden.
Kann ich mein Pferd trotzdem noch bewegen?
An dieser Stelle einige Tipps [1] für den Umgang mit der Erkrankung beim Training:
- Arbeite ausschließlich auf weichem und ebenmäßigem Boden (falls du bei einem Turnier feststellen solltest, dass der Boden zu hart ist, solltest du auf keinen Fall antreten)
- Reite dein Pferd lange genug ab, vor allem solltest du viel gerade aus reiten und das Pferd auf der Hand gehen lassen, die es bevorzugt. Mit dem Equisense Motion kannst du diese beiden Faktoren verfolgen.
- Vermeide es, auf dem Zirkel zu reiten. Vor allem solltest du keine engen Volten reiten auf der Hand, auf der dein Pferd Probleme hat.
- Dein Pferd sollte nicht übermäßig viel Zeit auf der Weide verbringen.
Jetzt bist du bestens informiert über das Hufrollensyndrom, das leider viel zu häufig auftritt. Das Wichtigste bei der Podotrochlose: höre auf dein Pferd. Passe Pflege, Beschlag und Training auf seinen gesundheitlichen Zustand und seine Bedürfnisse an und halte immer Absprache mit deinem Tierarzt.
Marine Slove,
Tierärztin und Produktmanagerin bei Equisense