Die Folgen eines schlecht angepassten Sattels
Uns Reitern ist allen klar, wie wichtig ein passender Sattel ist. Annette Rancurel, Expretin für Sättel, erklärt dir in diesem Artikel, warum der richtige Sattel den Unterschied macht, und die Folgen eines schlecht angepassten Sattels.
Wir haben viele Rückmeldungen von Equisense Motion Sport Nutzern erhalten, die von einer großen Veränderung ihrer Symmetrienote berichten, nachdem sie den Sattel gewechselt haben (+2 Punkte mit einem passenden Sattel, -2 Punkte mit einem schlecht sitzenden Sattel). Dies zeigt eindeutig, wie sich der Sattel auf die Bewegungsqualität des Pferdes auswirkt. Ich habe mir dazu eine Annette, Expertin für Sättel, zur Seite genommen.
Denn auch die pferdefreundlichste Reitweise nützt nichts, wenn das Zubehör dem Pferd nicht richtig passt und ihm somit Schmerzen bereitet.
📚 Mindestens genauso wichtig: Wie finde ich das richtige Gebiss für mein Pferd?
Table des matières
Grundlagen: Wozu dient der Sattel?
Der Sattel hat zwei Hauptfunktionen:
1/ Druckverteilung
Aber mal mit Ernst. Das Hauptziel eines Sattels ist es, den Druck und das Gewicht, die der Reiter auf das Pferd ausübt, gleichmäßig zu verteilen.
Um es vereinfacht darzustellen: Der Druck kommt von deinem Gewicht und dem des Sattels. Je größer die Auflagefläche auf dem Rücken des Pferdes, desto weniger Druck wird zentriert ausgeübt.
Wenn du also ohne Sattel reitest, besteht die Auflagefläche lediglich aus deinem Gesäß (eine kleine Oberfläche, d. h. großer Druck auf geringer Fläche). Mit dem Sattel verteilt sich der Druck über den ganzen Bereich des Sattels und ist somit deutlich kleiner. Das macht es für das Pferd direkt viel angenehmer, dich zu tragen. (Achtung! Ich will hiermit nicht sagen, dass du nie ohne Sattel reiten darfst, nur eben nicht immer.)
Der Sattel dient also der Verteilung des Drucks und der Schonung der Wirbelsäule des Pferdes.
2/ Gleichgewicht
Der Sattel hat jedoch noch eine weitere Funktion. Er hilft dir dabei, dein Gleichgewicht zu halten und dich ohne Mühe aufzurichten.
Wichtig dabei: der Sattel und die Zügel sind die einzigen zwei Dinge, die sich unmittelbar zwischen dir und deinem Pferd befinden. Wenn du also perfekt mit deinem Pferd harmonieren möchtest, ist ein passender Sattel für es und für dich unabdingbar. Es sind der Sattel und die Zügel, die die Bewegungen deines Beckens und deiner Hände an dein Pferd weitergeben. Wenn diese Informationen also nicht richtig ankommen, kann die Nachricht vom Pferd auch nicht richtig interpretiert werden.
Das Problem ist, dass der Sattel, wenn er nicht richtig passt, mehr Schaden als Nutzen hat.
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Verschiedene Arten nicht passender Sätteln
Es gibt drei Arten nicht passender Sättel.
1/ ein Sattel schlechter Qualität
Stell dir vor, du trägst eine Brille mit dunklen Plastikgläsern und bei der ein Bügel länger als der andere ist. Trotz gutem Willen ist hier nicht viel zu machen. Du wirst nie richtig damit sehen können und das Tragen wird immer unangenehm bleiben.
2/ ein guter Sattel, der nicht richtig angepasst ist
Dies entspricht einer Brille, die dir zwar passt, aber nicht deiner Sehstärke entspricht.
3/ ein guter Sattel, der nicht richtig platziert ist
Stell dir vor du hast die perfekte Brille für dich, trägst sie aber auf der Nasenspitze. Du siehst also immer noch nicht viel und außerdem tun dir mit der Zeit die Ohren weh und das Gestell drückt auf die Nase.
In der Regel ist ein schlecht platzierter Sattel zu weit nach vorne geschoben. Dadurch wird die Bewegung der Schulterblätter eingeschränkt und das Pferd ist dazu gezwungen, kleinere Schritte zu machen. Selten sieht man Sättel, die zu weit hinten sitzen.
Die Auswirkungen eines falschen Sattels
Ein schlecht passender Sattel…
- verteilt den Druck nicht
- scheuert
- kann die Haut des Pferdes einklemmen
- staut Hitze.
Wenn man nun Druck auf einen solchen Sattel ausübt, entstehen Druckpunkte, die stärker als der Rest belastet werden.
Eine zu schmale Kammerweite führt zu Druckstellen entlang der Wirbelsäule.
Ist die Widerristfreiheit nicht gegeben, macht sich das besonders beim Aufsteigen deutlich.
Aber auch wenn, der Sattel am Widerrist zu weit ist, drückt er auf den Widerrist, wenn er nach vorne rutscht. Das Vorderzwiesel bewegt sich unter Umständen nach oben und rutscht dann, wenn das Pferd sich bewegt, von rechts nach links. Das scheuert und ist für das Pferd gar nicht angenehm.
Zu eng anliegende Sattelpolster führen zu einer verkleinerten Auflagefläche und somit zu einer starken Druckeinwirkung auf beiden Seiten der Wirbelsäule.
Weitere Beispiele
Das Pferd drückt den Rücken weg
Der Druck, den ein nicht richtig angepasster Sattel ausübt, kann dazu führen, dass das Pferd den Rücken wegdrückt. Hast du schon einmal gesehen, wie ein Tierarzt die Beweglichkeit des Pferderückens überprüft, indem er mit seinen Fingern direkt neben die Wirbelsäule drückt? Die meisten Pferde drücken den Rücken daraufhin weg und versuchen manchmal sogar, der Berührung zu entfliehen.
Stelle dir nun vor, dass der Sattel genau auf diese Art auf seinen Rücken drückt. Das macht es für das Pferd sehr schwer, entspannt und locker zu bleiben und aktiv über den Rücken zu laufen.
In den meisten Fällen ist der Sattel zu weit vorne befestigt (in wenigen Fällen zu weit hinten). Diese Position behindert die Bewegungen des Schulterblattes des Pferdes und sorgt für eine verkürzte Schrittlänge.
Die Auswirkungen auf das Pferd sind gewaltig.
Die Bewegung ist beeinträchtigt
Ein schlecht sitzender Sattel hat beträchtliche Auswirkungen auf die Bewegung des Pferdes.
Im Jahr 2004 wurde eine Studie durchgeführt, um die Auswirkungen von nicht passenden Sätteln auf die Bewegungsqualität von Pferden zu untersuchen. Dabei wurde festgestellt, dass die Pferde dazu neigen, die Geschwindigkeit ihrer Bewegungen stärker zu variieren Das liegt daran, dass die Situation für das Pferd unangenehm ist, und es daher versucht, sich von der Last des Sattels zu befreien. Daher kann es sich nicht stabil und taktrein bewegen.
Die anatomischen Strukturen werden zerstört
Der Sattel ist mit zahlreichen anatomischen Strukturen in Kontakt, die es zu schonen gilt. Dazu gehört vor allem die Wirbelsäule, die bei jeglicher Bewegung (Beugen, Dehnen, Biegen, Drehen) im Spiel ist. Der Sattel beeinträchtigt ebenfalls die Rückenmuskulatur und die Schulterblätter.
Eine zu starke Druckeinwirkung behindert den Blutfluss des Pferdes und drückt die Muskeln gegen die Knochen (diese Druckschmerzen werden schnell qualvoll). Es ist so, als würdest du zu enge Schuhe tragen. Am Ende spürst du deine Füße nicht mehr, da der Blutfluss unterbrochen ist, was höllisch weh tut und dafür sorgt, dass du dich nur noch unbeholfen bewegst. Bei deinem Pferd ist es genau das gleiche. Du kannst dir vorstellen, dass es für das Pferd nicht gerade einfach ist, den Reiterhilfen unter solchen Bedingungen zu folgen.
Eine mögliche Folge davon kann eine asymmetrische Muskulatur sein (da der Druck eine Muskelatrophie verursacht), die Rückenschmerzen und selbst ein Lahmen verursachen können. (Greve, 2013)(De Cocq, 2004). Wusstest du, dass schlecht sitzende Sättel die Hauptursache für Rückenschmerzen bei Sportpferden sind? (Jeffcott, 1999)
Der Sattel kann auch sichtbare Wunden, wie die am Widerrist, hinterlassen. Du solltest spätestens dann alarmiert sein, wenn weiße Haare am Widerrist auftauchen! Dein Pferd verletzt sich oft am Widerrist? Vielleicht kommen diese Verletzungen nicht vom Raufen auf der Weide mit den Herdenmitgliedern, sondern vom Sattel?
Fazit
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Sattel ein Schlüsselelement für deinen Erfolg ist und weitaus mehr darstellt als ein hübsches und bequemes Accessoire. Jeder Fall ist einzigartig und es gibt keine allgemeingültigen Regeln, um festzustellen, ob der Sattel passt oder nicht. Nur ein Profi kann dir da weiterhelfen. Was wir von Equisense dir jedoch sagen können, ist, dass einige Nutzer des Equisense Motion bis zu 3 Punkte in der Symmetrie gewonnen haben, indem sie ihren Sattel angepasst haben. Eine beträchtliche Verbesserung!
Dies ist natürlich ein teurer Teil der Ausrüstung. Aber wenn es ein Element gibt, an dem du nicht versuchen solltest, zu sparen, dann ist es der Sattel! Prüfe also, ob dein Sattel gut angepasst ist, und lass dir im Zweifelsfall von einem Fachmann helfen!
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Zuletzt möchte ich mich noch ganze herzliche bei Annette bedanken, die mich bei der Redaktion dieses Artikels unterstützt hat.
Bis zum nächsten Artikel
Camille Saute & Annette Rancurel
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