5 spielerische Übungen für junge Pferde
Auch wenn die Arbeit mit jungen Pferden für viele Reiter besonders spannend ist, so kann sie oft auch zu Frustration führen. Reiter, die parallel zur Jungpferdeausbildung nicht die Möglichkeit haben, erfahrenere Pferde zu reiten, sind dadurch, dass sie mit ihrem jungen Pferd nur Übungen auf einfacherem Niveau reiten können, oft gelangweilt oder sogar frustriert. Dabei gibt es auch für den Anfang abwechslungsreiche Übungen, die richtig Spaß machen. Hier sind 5 Übungen, die junge Pferde spielerisch gymnastizieren.
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Das junge Pferd und die Skala der Ausbildung
Kennt ihr die Skala der Ausbildung? Die Skala der Ausbildung ist ein Dokument, das Richtern bei Wettkämpfen als Bewertungsgrundlage dienen soll. Sie ist sowohl von der FEI (Fédération Équestre Internationale) als auch von der FN anerkannt. Aber sie ist nicht nur für Richter, sondern auch für Reiter von Bedeutung. Die Skala der Ausbildung kann uns dabei helfen, die Grundlagen nicht aus den Augen zu verlieren und unsere Arbeit mit dem Pferd sinnvoll zu strukturieren. Gerade bei der Arbeit mit jungen Pferden ist es daher ratsam, sich an der Ausbildungsskala zu orientieren.
So sieht sie aus:
Junge Pferde sollten zunächst die ersten drei Stufen der Skala erlernen, die als „Gewöhnungsphase“ bezeichnet werden.
Takt
Bei der ersten Stufe konzentriert sich der Reiter auf die Gangarten und vor allem deren Takt.
Es handelt sich dabei um das räumliche und zeitliche Gleichmaß aller Schritte, Tritte und Sprünge. Dabei geht es nicht nur um einen regelmäßigen Rhythmus, sondern der Takt muss auch der Gangart entsprechen. Ein Galopp mit Viertakt oder ein Schritt im Zweitakt sind also nicht korrekt.
💡 Weiterlesen: 6 Übungen, mit deren Hilfe ihr lernt, Takt, Tempo und Schrittlänge auseinanderzuhalten
🎯 Auf diese Weise soll das Pferd in allen drei Grundgangarten und auf beiden Händen Schwung entwickeln und lernen, sich selbst zu tragen.
Losgelassenheit
Das Ziel dieser Stufe ist ein lockeres, entspanntes Pferd, das seinem Reiter vertraut. Dies gilt für den Körper und das Maul genauso wie für die Psyche des Pferdes.
Anlehnung
Bei der dritten Stufe geht es darum, eine Verbindung zum Pferdemaul herzustellen. Das Pferd soll weich im Maul sein und von sich aus die Anlehnung suchen. Es verwirft sich nicht und gibt die Hand nach, streckt es den Hals sanft nach unten. Das Pferd geht an den Hilfen und kennt bereits erste Seitengänge.
Mit den folgenden 5 Übungen könnt ihr mit eurem jungen Pferd an den ersten drei Stufen der Ausbildungsskala arbeiten.
Die Fliege 🎀
Diese simple Übung geht ein bisschen über den klassischen Slalom oder das Reiten einer 8 hinaus. Sie eignet sich sehr gut für den Beginn der Ausbildung und das Erlernen einer präzisen Linienführung.
Stellt die Pylonen erst einmal weit auseinander. Wenn die Übung gut klappt, könnt ihr die Abstände nach und nach verkleinern. Reitet diese Übung im Schritt und im Trab.
🎯 Das Ziel liegt darin, dass das Pferd nicht ausfällt und auch in den Wendungen einen gleichmäßigen Takt beibehält. Die Bögen sollten möglichst symmetrisch sein. Das Pferd gewinnt im Laufe der Übung immer mehr an Losgelassenheit und durch das Reiten der Bögen verbessert sich auch sein Gleichgewicht.
📈 Wer noch einen draufsetzen will: Ihr könnt die Bögen vergrößern und verkleinern und je nach Ausbildungsstand des Pferdes auch versuchen, den Raumgriff zu verändern. So kann der Schwierigkeitsgrad der Übung optimal angepasst werden.
Die Bushaltestellen 🚌
Bei dieser Übung geht es um das Reiten von Übergängen. Baut mit Pylonen oder Stangen 4 „Haltestellen“ auf dem Hufschlag auf. Positioniert sie zu Beginn nahe der Ecken. Macht dann jedes Mal, wenn ihr durch eine der Haltestellen reitet, einen Übergang in eine andere Gangart eurer Wahl.
🎯 Ziel ist es, jede Runde 4 Übergänge zu reiten. Dabei soll das Pferd aufmerksam, aber entspannt sein. Am Anfang könnt ihr nach jedem Übergang einen Zirkel reiten, um euch mehr Zeit bis zur nächsten Haltestelle zu geben und den Takt zu überprüfen.
📈 Wer noch einen draufsetzen will: Wenn die Übung gut klappt, könnt ihr die Zirkel weglassen und die Haltestellen näher beieinander aufbauen und versuchen, die Übergänge noch präziser zu reiten. Außerdem könnt ihr auch Verstärkungen einbauen.
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Die Lichterkette
Bei der Girlande arbeitet ihr sowohl an der Linienführung als auch an euren Übergängen. Ihr solltet euch also erst an dieser Übung versuchen, wenn die Übergänge sitzen.
Der Ablauf ist simpel: platziert auf dem zweiten Hufschlag an der langen Seite in gleichmäßigen Abständen Pylonen oder Stangen. Bei jeder Pylone/Stange wird ein Übergang geritten, gefolgt von einem Zirkel bzw. einer Volte, deren Durchmesser ihr variieren könnt (10 m, 12 m, 15 m, 20 m).
🎯 Ziel der Übung ist es, immer präzisere Übergänge und schöne runde Volten (keine Eier) mit dem geplanten Durchmesser zu reiten. Das Pferd ist entspannt und losgelassen, es besteht ein weicher, federnder Kontakt zum Pferdemaul, der in den Volten erhalten bleibt.
📈 Wer noch einen draufsetzen will: Wenn das Ganze mit den Pylonen/Stangen auf dem zweiten Hufschlag gut funktioniert, dann könnt ihr sie auch auf der Mittellinie platzieren. Auf diese Weise könnt ihr abwechselnd rechtsrum und linksrum Volten reiten.
Die Zahl 8 mit Bodenstangen
Diese Übung eignet sich gut, um zum ersten Mal eine Reihe von Bodenstangen ins Training einzubauen. Durch die Zirkel vor und nach den Bodenstangen ist es einfacher, den Takt gleichmäßig zu halten. Legt zunächst nur ein oder zwei Bodenstangen hin und reite diese im Schritt an. Wenn ihr das Ganze im Trab probieren wollt, dann beginnt erst einmal mit zwei Stangen. Wenn alles gut klappt, könnt ihr noch eine dritte hinzunehmen.
🎯 Das Ziel liegt darin, dass das Pferd über den Stangen seinen Takt und seine Haltung so wenig wie möglich verändert und während der gesamten Übung losgelassen und entspannt bleibt. Das Pferd muss seinen Hals dabei nicht allzu tief tragen. Wichtig ist vielmehr, dass die Haltung natürlich und aber locker ist und dass trotzdem eine weiche Anlehnung besteht.
📈 Wer noch einen draufsetzen will: Ihr könnt mit der Zeit mehr und mehr Bodenstangen dazunehmen (bis zu 5 oder 6 Stück) und die Abstände zwischen den Stangen vergrößern oder sie leicht anheben. Auf diese Weise wird der Muskelaufbau noch mehr unterstützt.
Gassen in Y
Diese Übung ist zwar grundsätzlich nicht kompliziert, für junge Pferde im Galopp allerdings nicht so einfach umzusetzen. Ihr solltet euch erst an dieser Übung versuchen, wenn die beiden ersten Stufen der Ausbildungsskala erreicht worden sind.
Baut ganz einfach drei Gassen in Form eines Y auf. Reitet zuerst durch die untere Gasse und dann durch die rechte. Mach dann eine Kehrtwendung auf der linken Hand, reite durch die linke und dann wieder durch die untere Gasse. Wiederholt die Übung auf der anderen Hand.
Dann könnt ihr das Ganze im Trab versuchen. Das sollte euch und eurem Pferd mit dem Ausbildungsstand, auf dem es sich nun befindet, keine Probleme bereiten.
Nun könnt ihr die Übung im Galopp beginnen. Pariert dann für die Kehrtwendung zum Trab durch und reitet die Übung zu Ende. Wenn ihr die untere Gasse im Linksgalopp durchreitet, dann biegt in die linke Gasse ab.
🎯 Das Ziel ist es, dass euer Pferd gut an den Hilfen geht, sodass es die Gassen und die Wendung im Trab und später auch im Galopp mühelos umsetzen kann. Die Trab-Galopp-Übergänge müssen sitzen. Das Pferd muss entspannt bleiben und darf nicht hektisch werden. Sonst kann sich die Losgelassenheit nicht verbessern.
📈 Wer noch einen draufsetzen will: Diese Übung eignet sich hervorragend, um Wendungen im Außengalopp zu üben. Aber natürlich erst, wenn euer Pferd über das nötige Gleichgewicht verfügt.
Die Grundausbildung beim jungen Pferd ist essentiell für seine spätere Entwicklung. Es wäre eine Schande, sie zu vernachlässigen, nur weil der Reiter das Training auf niedrigerem Niveau als langweilig empfindet.
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Bis bald zu einem neuen Artikel,
Camille Saute
Mitbegründerin von Equisense
Biomechanikerin und Biomedizinische Ingenieurin