3 Power-Übungen für starke Pferdeschultern
Nachdem wir bereits über den Muskelaufbau des Rückens, Bauchs, Halses, der Hinterhand und der Brust gesprochen haben, kommen wir nun zu unserem letzten Punkt: dem Muskelaufbau der Schultern. Ich erkläre dir hier alles, was du dazu wissen und dabei beachten musst. Los geht’s!
Table des matières
Muskelaufbau der Schulter: Grundlagen
Wovon genau sprechen wir beim Muskelaufbau der Schultern? Handelt es sich hierbei um die Schulter, die Vor- oder die Hinterhand? Es ist wichtig, dass wir diese 3 unterscheiden, denn sie werden gerne einmal verwechselt. Hier also vorab eine kurze Definition. 🔎
1️⃣ Vorhand
In deinen ersten Reitstunden hat dein Reitlehrer dir bestimmt die grundlegenden anatomischen Strukturen des Pferdes aufgezeigt. Dabei hat er sicherlich auch erklärt, dass wir das Pferd üblicherweise in 3 Teile unterteilen: Vor-, Mittel- und Hinterhand. Die Vorderhand schließt hierbei den Kopf, den Hals und die Vordergliedmaßen ein.
Wenn wir also von den Muskeln der Vorderhand sprechen, dann sprechen wir von der Muskulatur des Halses und der Vordergliedmaßen.
⚠️ Beachte, dass der Brustkorb, der aufgrund seiner Nähe zur Vorderhand zu gehören scheint, zur Mittelhand gezählt wird. Sonst wäre das Ganze ja auch zu einfach…
📚 Weiterlesen: 3 Dinge, die du über den Rücken deines Pferdes wissen solltest!
2️⃣ Hinterhand
Das Vorderbein beginnt nicht erst am Ellenbogen. Es handelt sich dabei um weitaus mehr als nur den Huf! Der Begriff umschließt ebenfalls das Schulterblatt (Scapula) und den Arm.
Schauen wir uns einmal die verschiedenen knochigen Teile der Vorderbeine an. Dazu gehören:
- Schulterblatt (Scapula)
- Oberarmknochen (Humerus)
- Unterarmknochen bestehend aus Elle (Ulna) und Speiche (Radius)
- Handwurzelknochen (das Knie)
- Mittelhandknochen (Vorderröhre)
- Fingerknochen (Fessel + Huf
3️⃣ Schulter
Die Schulter bezieht sich in der Theorie nur auf das Gelenk zwischen dem Schulterblatt und dem Oberarmknochen.
Wenn wir also die Muskulatur der Schulter stärken möchten, dann sprechen wir lediglich von den Muskeln, die für die Bewegung dieses Gelenks verantwortlich ist. Das ist ein sehr kleiner Trainingsbereich.
Wir sprechen hier also vom Muskelaufbau des Vorderbeins des Pferdes und, um noch genauer zu sein, dem oberen Teil der vorderen Gliedmaße. Den Muskelaufbau des Halses behandeln wir ausführlich in einem kommenden Artikel.
Die 4 Muskelgruppen des Vorderbeins
Das Vorderbein kann in 4 große Muskelgruppen unterteilt werden:
- Muskeln für die Bewegung des ganzen Gliedmaßes
- Schultermuskulatur
- Oberarmmuskulatur
- Unterarmmuskulatur
Schauen wir uns diese 4 Muskelgruppen doch einmal genau an, um zu verstehen wie wir hier Muskeln aufbauen können.
✅ Muskeln für die Bewegung des ganzen Gliedmaßes
Diese Muskeln sorgen für die Raumgewinnung und die Vorwärtsbewegung. Ich habe diese beiden bereits im Zusammenhang mit Bodenstangen und erhobenen Stangen erwähnt.
Unter Raumgewinnung verstehen wir hier den Moment, an dem das Pferd sein Gliedmaß ausstreckt, um Raum zu gewinnen. Die Muskeln, die dabei verwendet werden, gehören zur Halsmuskulatur, da sie sich entweder zwischen dem Kopf und dem Oberarmknochen oder den Halswirbeln und dem Schulterblatt befinden. Den M. Brachiocephalicus am unteren Teil des Halses kann man übrigens sehr gut unterscheiden, da er sich verdickt, wenn dein Pferd an der Halterung kratzt.
Die Muskeln, die für die Vorwärtsbewegung verantwortlich sind, ziehen das Gliedmaß nach hinten und schieben den Körper somit schwungvoll nach vorne. Sie sind sehr kräftig. Dazu gehört unter anderem der M. Pectoralis Profundus (auch Musculus pectoralis ascendens genannt).
Bei der Bewegung spielen jedoch noch weitere spezifische Muskeln eine Rolle. Schauen wir uns diese einmal genauer an.
✅ Schultermuskulatur
Sie ist für die Beugung und Dehnung des Gelenks zwischen der Schulterblatt und dem Oberarmknochen zuständig.
Der M. supraspinatus sorgt beim Raumgriff dafür, dass die Schulter sich streckt und verhindert somit ein Beugen des Gelenks in der Abdruckphase. Der M. infraspinatus und der M. deltoideus sorgen für die Beugebewegung des Gelenks, die vor allem während der Schwebephasen der verschiedenen Gangarten auftritt.
Der M. deltoideus und M. infraspinatus gehören zu den Abduktoren, d.h. sie spreizen das Glied vom Körper ab!
📚 Weiterlesen: Definition Abduktoren und Adduktoren
✅ Oberarmmuskulatur
Wir denken vor allem an diese Muskeln, wenn wir uns ein Pferd mit muskulösen Schultern vorstellen.
Ihre Aufgabe ist es den Ellenbogen bzw. den Unter- auf den Oberarm zu strecken oder zu beugen.
Dazu gehört der sehr voluminöse M. triceps brachii, der sich über dem Ellenbogen befindet. Er dient der Streckung und spielt eine wichtige Rolle bei der Vorwärtbewegung. Sein Gegenspieler ist wie bei uns Menschen auch der M. biceps brachii, der für das Beugen des Ellenbogens verantwortlich ist.
✅ Unterarmmuskulatur
Diese Muskelgruppe sorgt dank ihrer langen Sehnen für die Bewegung bis runter zum Huf.
Der M. extensor carpi radialis ist ein Streckmuskel, der bei an der Vorwärtsbewegung beteiligt ist. Der M. Flexor carpi ulnaris ist ein Beugemuskel, der bei der Schwebephase und beim Abdrücken vom Boden ins Spiel kommt und das Fesselgelenk stützt.
Wie stärken wir also die Muskeln der Schultern?
(die Muskeln der Vorderbeine 😉)
Wie du dir sicherlich bereits denken kannst, arbeiten wir mit Beuge- und Streckbewegungen, um die Schultermuskulatur zu stärken.
Übung #1 – Galoppieren im unebenen Außengelände!
Du hast dich bereits gefragt, warum Vielseitigkeitspferde eine so schön muskulöse Vorderhand haben? Genau deshalb!
Das Galoppieren mit hoher Geschwindigkeit bei unebenem Gelände, anstatt nur auf dem Reitplatz, lässt die Muskulatur der Pferde richtig arbeiten. Sie müssen immer mehr Leistung zeigen, um weit unterzugreifen und eine starke Vorwärtsbewegung zu erzielen.
Das ansteigende Gelände erschwert die Vorwärtsbewegung erheblich und arbeite somit am M. triceps brachii, dem M. pectoralis profondus und dem M. latissimus dorsi… Bei abfallendem Gelände kommen die Beugemuskeln ins Spiel, die für exzentrischen Kontraktion sorgen, d.h. gegensätzlich der Bewegung!
📚 Weiterlesen: Wie wirkt sich das Training auf die Muskeln aus?
Übung #2 – Erhobene Stangen
Die Arbeit mit erhobenen Stangen in allen drei Gangarten hilft dir dabei, die normalen Bewegungen der Gliedmaßen während der Bewegung zu verstärken.
Die Vorderbeine greifen weiter zurück, was den M. infraspinatus, den M. triceps brachii und den M. Flexor carpi ulnaris verstärkt arbeiten lässt. Sie müssen sich zudem stärker beugen und weiter nach vorne greifen, was den M. brachio-céphalique, den M. biceps brachii, den M. supraspinatus sowie den M. extensor carpi radialis stärkt.
Eine tolle Standardübung, die du (fast) grenzenlos mit deinem Pferd machen kannst!
Übung #3 – Seitengänge
Seitengänge sind ideal zur Arbeit an den Adduktoren, d.h. die Muskeln, die die Gliedmaßen zur Körpermitte bewegen, und den Abduktoren, d.h. die Muskeln, die die Gliedmaßen vom Pferdekörper abspreizen. Diese Übung hilft dir dabei, verstärkt am M. infraspinatus und M. deltoideus zu arbeit, die die Rolle der Abduktoren einnehmen.
Nicht alle Seitengänge arbeiten die Muskeln auf gleiche Art. Sie sind jedoch alle sehr gut für den Muskelaufbau!
Schau am besten hier einmal rein, um dir ein paar Anregungen zu finden: 📚 7 Gründe für Seitengänge
Immer die gleichen Übungen!
Wenn du unsere Blog-Artikel fleißig verfolgst, wirst du feststellen, dass wir immer wieder auf die gleiche Art von Übungen zurückgreifen: Rückwärtsrichten, In-Outs oder Sprünge aus dem Schritt usw. Warum? Weil diese Übungen einfach perfekt zum Muskelaufbau sind! Insofern gesundheitlich bei deinem Pferd nichts dagegen spricht, kannst du diese Übungen ruhig regelmäßig mit ihm machen, um an allen Muskeln seines Körpers zu arbeiten. Die Ergebnisse werden nach nur ein paar Einheiten sichtbar sein! 💪🏻
📚 Weiterlesen: So stärkst Du die Muskulatur der Hinterhand Deines Pferdes
Bis bald zu einem neuen Artikel
Camille Saute
Mitbegründerin von Equisense