4 Dressurübungen zum Muskelaufbau
Da wir im Allgemeinen viel mit Stangen arbeiten, vergessen wir häufig, dass es auch ohne geht. Hier 4 Übungen zum Muskelaufbau ohne Bodenstangen, die du mit deinem Pferd machen kannst, wenn du mal keine Lust oder Zeit auf viel Vorbereitung hast. Bereit? Los geht’s!
Muskelaufbau mit der Hilfe von Seitengängen
Du bist vielleicht (wie viele Reiter) kein großer Fan von Seitengängen, aber du solltest deren große Wirkung für den Muskelaufbau dabei nicht unterschätzen.
Als kleine Erinnerung hier die Definition der Adduktion und Abduktion, auf die wir gleich zu sprechen kommen werden:
- Adduktion bezeichnet die Annäherung eines Körperteils zur Körpermitte des Pferdes hin. Adduktion ist also das Heranziehen eines Körperglieds an den Körper.
- Abduktion im Gegensatz dazu bezeichnet das Entfernen eines Körperteils von der Körpermitte. Es handelt sich also um das Abspreizen eines Körperteils.
Mit den Seitengänge arbeitest du besonders stark an den Adduktoren und Abduktoren, d. h. an allen Muskeln, die für eine Bewegung der Schultern und der Hüfte verantwortlich sind. Zusätzlich zu der Adduktion und Abduktion mobilisieren die Seitengänge auch die Muskeln, die dafür zuständig sind, dass dein Pferd seine Körpermaße nach vorne ausstrecken kann, und die Muskeln, die für den Schwung sorgen.
Darüber hinaus sorgen Seitengängen für eine starke Neigung des Pferderumpfs, was die Muskeln des Brustkorbs arbeiten lässt, die dieser Bewegung entgegenzuwirken versuchen.
Dadurch, dass der Hals leicht seitlich geneigt ist, arbeitest du gleichzeitig an der seitlichen Halsmuskulatur und der gegensätzlichen äußeren Muskulatur.
Für weitere Informationen: Seitengänge reiten – die Vorteile
Übung #1: Schulterherein, Traversale, Schulterherein, Traversale…
Bei dieser Übung reitest du in deiner gewünschten Gangart auf einer Diagonalen 3 Schritte im Schulterherein, dann 3 Schritte in der Traversale, wieder 3 Schritte im Schulterherein, dann 3 Schritte in der Traversale. Beginne zunächst im Schritt. Wenn dies gut klappt, absolvierst du die Übung im Trab und anschließend im Galopp.
Diese Übung ist sehr gut, wenn du das Reiten von Traversalen lernen willst, da du als Reiter die Biegung bei der Traversale einfach korrigieren kannst.
Im Bezug auf den Muskelaufbau und die Biomechanik ist diese Übung interessant, da die Traversale und das Schulterherein auf der gleichen Seite gegensätzlich und komplementär sind. Nehmen wir als Beispiel das rechte Hinterbein bei einer Traversalen nach rechts: Die Abduktoren sorgen dafür, dass das Bein nach außen und nach vorne abgespreizt wird bis es wieder auf dem Boden aufsetzt und somit den Rest des Körpers dank der Adduktoren mit sich zieht. Beim Schulterherein ist es genau umgekehrt: Das Hinterbein macht dabei zuerst eine Adduktionsbewegung (zum Körper hin und nach vorne), bevor es auf dem Boden aufsetzt und den Körper mit einer Abduktionsbewegung wegdrückt.
Die Aneinanderreihung dieser beiden Übungen ist also sehr anstrengend und eine richtige Herausforderung für dein Pferd. Wenn dein Pferd also während beiden Übungen konstant an den Hilfen steht, kann es dabei viel gewinnen.
Übung #2: Wechsel durch die halbe Bahn mit Halt, Rückwärtsrichten und Hinterhandwendung
Diese Übung ist perfekt, um die Versammlung anzugehen und am Muskelaufbau zu arbeiten.
Wenn du diese Übung regelmäßig mit deinem Pferd machst, kann ich dir jetzt schon sagen, dass es sich in ein richtiges Muskelpaket verwandeln wird.
Das Prinzip ist einfach: im Schritt, wechsle durch die halbe Bahn, werde zur Mitte hin langsamer bis zum Halt, mache einige Schritte rückwärts, schreite erneut los während du stetig Zügelkontakt zu deinem Pferd hältst und mache eine Hinterhandwendung am Ende der Bahn. Wiederhole das Ganze mehrere Male.
Das Rückwärtsrichten ist eine ideale Übung, um an den Bauchmuskeln und an der Geschmeidigkeit des Lumbosakralbereichs (der Übergang zwischen Lendenwirbelsäule und Kreuzbein) zu arbeiten. Diese Übung dient als Vorbereitung der Versammlung, da es die Hinterhand aktiviert.
Bring Abwechslung in dein Training: Springtraining mit Gymnastikreihen
Muskelaufbau mit der Hilfe von Übergängen
Gangartenübergänge sind besonders vorteilhaft, da sie für eine starke Aktivierung der Hinterhand sorgen. Sie helfen zudem, an der Bauch- und Gesäßmuskulatur zu arbeiten.
Übung #3: Kurze Trab-Galopp-Übergänge
Eine ideale Übung, um eher gemütliche Pferde aufzuwecken und gleichzeitig an der Hilfengebung zu arbeiten.
Reite dabei im ausgesessenem Trab einen großen Zirkel, mache nun 10 Galoppsprünge, dann 5 Trabtritte, gefolgt von 9 Galoppsprünge, 5 Trabtritte, 8 Galoppsprünge usw. bis du am Ende nur noch einen Galoppsprung zwischen den 5 Trabtritten hast!
Macha macht das Ganze hier einmal vor:
Falls nötig, wiederhole den Durchgang, bevor du die Anzahl der Galoppsprünge reduzierst. Du wirst sehen, dass du dich unschlagbar fühlst, wenn du es schaffst, nur noch einen Galoppsprung zu machen. Du kannst das gleiche auch als Schritt-Galopp- und Schritt-Trab-Variante ausprobieren.
Übung #4: Übergänge – Halt – versammelter Trab
Mit dieser letzten Übung arbeiten wir am Schwung und an der Gesäß-, Bauch- und Rückenmuskulatur.
Solch eine Übung ist perfekt, um an dem schnellen Antritt und somit an diesen dafür benötigten Muskeln zu arbeiten, was vor allem für Springpferde wichtig ist.
Für diese Übung reitest du direkt im starken ausgesessenem Trab aus dem Halt los. Du kannst dabei sogar einige Rückwärtsschritte einbauen, um die Übung zu einem Pylometrieprogramm zu verwandeln.
Hier hast du also einige Übungen, mit denen du ohne große Vorbereitung deinem Pferd einige Muskeln verschaffen sollte!
📚 Weiterlesen: 4 Dressurübungen für mehr Kontrolle und Präzision
Bis bald zu einem neuen Artikel!
Camille Saute
R&D-Managerin bei Equisense