Abreiten: In 4 Steps zur idealen Warmreit-Phase
Wir haben häufig das Gefühl, beim Warmreiten zu viel Zeit zu verlieren. Das sollten wir jedoch nicht, denn die Aufwärmphase ist besonders wichtig für das Pferd! Wir erklären dir in diesem Artikel, wozu das Abreiten für das Pferd gut ist und welche Übungen ideal zum Warmreiten geeignet sind.
Table des matières
Wozu dient die Aufwärmphase beim Pferd?
Um den Sinn des Aufwärmens zu erklären, muss man vorerst den physiologischen Unterschied zwischen Ruhe und Anstrengung verstehen: [1] [2]
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- das kardiovaskuläre System passt sich an, indem es die Herzfrequenz erhöht, die Gefäße erweitert und die Herzleistung hochfährt
- die Atemfrequenz und der Sauerstoffverbrauch werden erhöht
- der Körper verbraucht viel mehr Energie, die er herstellen muss, um der Anstrengung standzuhalten
- dabei produziert der Körper auch mehr Abfallstoffe (wie z. B. Milchsäure)
- die Körpertemperatur steigt, um mehr Energie zu produzieren
- das Pferd beginnt, zu schwitzen, um die überschüssige Hitze abzugeben
- die Muskeln speichern mehr Flüssigkeit
- die Flüssigkeit, die für die Geschmeidigkeit der Gelenke sorgt, erwärmt sich und sorgt für eine verbesserte Funktionsweise der Gelenke
Diese Liste lässt sich theoretisch sogar noch weiter fortsetzen. Das alles soll dir aufzeigen, dass man nicht einfach mal schnell vom „Ruhezustand“ zur „Anstrengung“ übergehen sollte. Das Warmreiten dient somit durch den schonenden Übergang von Ruhe zur Anstrengung der Gesunderhaltung des Pferdes.
Der Beweis: Es wurde eine Studie mit 13 Showpferden durchgeführt, die zuvor aufgewärmt wurden. Es stellte sich heraus, dass diese Pferde in der Tat eine niedrigere Herzfrequenz aufwiesen, bevor sie die Manege betraten. 🙂 [3]
Mehr dazu: Wie verbessere ich die Kondition und Ausdauer meines Pferdes?
Wie sieht richtiges gute Warmreiten aus?
Das ist schwer zu sagen, denn es gibt keine allgemeingültige Antwort auf diese Frage. Hier einige Anhaltspunkte, die dir zu einem idealen Aufwärmprogramm verhelfen können:
- Das Pferd sollte langsam warmgeritten werden, damit alle physiologischen Prozesse nach und nach angekurbelt werden. Das aerobe System muss dabei angekurbelt werden. Dies sollte langsam geschehen, damit die Produktion von Milchsäure, die schlecht für das weitere Training oder den Wettkampf ist, vermieden werden kann.
- Die Aufwärmübung sollte an die darauffolgende Prüfung oder Übung angepasst sein, d. h. sie sollte auf die darauffolgende Anstrengung entsprechend vorbereiten: Hierzu ein Beispiel: bei menschlichen Athleten spricht man von intensivem Aufwärmen beim Sprinten und mäßigem Aufwärmen bei Ausdauerprüfungen [4].
- Du kannst dein Pferd ruhig einige Zeit am langen Zügel lassen, bevor du mit der eigentlichen Aufwärmphase beginnst. Vergiss dabei nicht, dass Pferde, die in der Box leben, sich vor dem Training weniger bewegen als du. Es ist also wichtig, dass du sie erst eine Weile im Schritt gehen lässt, bevor du mehr von ihnen verlangst. Der Equisense Motion Sensor hilft dir dabei, dir Ziele zu setzen und diese dann zu erreichen. Ein Ziel beim Aufwärmen könnte z. B. sein: 10 Minuten am langen Zügel gehen und 5 Minuten bewusstes Aufwärmen, bevor es mit dem Traben losgeht. Überwache danach auch, ob du dich wirklich daran gehalten hast.
Wie sieht es bei anderen Sportarten mit dem Aufwärmen aus?
Es ist interessant zu sehen, dass Athleten in anderen Sportarten weitaus standardisiertere Aufwärmübungen haben als wir Reiter. Die Aufwärmphase eines Sportlers verläuft zumeist so [5]:
- Ein paar Minuten joggen, um warm zu werden
- Übungen wie Fersen- und Knieanziehen, um die Gelenke und den ganzen Körper aufzuwärmen
- Einige Sprints
Was, wenn wir unser Pferd so aufwärmen würden?
4 Schritte für ein ideales Aufwärmprogramm
Wenn man also davon ausgeht, dass das Pferd ein Athlet ist, dann müsste seine Aufwärmphase wie folgt aussehen:
Schritt #1 – Reite zum Warmreiten auf Zirkeln
Zuerst wärmen wir das Pferd auf, indem wir einige Minuten ruhig im Schritt verbringen. Anschließend im Trab und danach im Galopp reiten, auf geraden Linien oder einem großen Zirkel, ohne dabei zu viel zu verlangen. Die Körpertemperatur des Pferdes steigt somit langsam und seine Gelenke werden durch die natürlichen und einfachen Bewegungsabläufe warm. Der Motion hilft dir dabei zu überwachen, ob du die Zeit, die du dir gesetzt hast, einhältst.
Schritt #2 – Vergrößere die Bewegungen der Gelenke
Im Anschluss reiten wir in den drei Gangarten über Bodenstangen, um die Länge der Bewegungen der Gelenke zu steigern und ein wenig mehr an den Sehnen und Bändern zu arbeiten. Unter Umständen können wir die Stangen ein wenig höher platzieren, um die Beanspruchung zu verstärken (gleiches Prinzip wie beim Fersen- und Knieanziehen).
Schritt #3 – Vergrößere die Bewegungen der Gelenke zu den Seiten
Daraufhin können wir einige einfache Übungen in den drei Gangarten in den Seitengängen machen (Schenkelweichen, Schulterherein…), um die Gelenke weiter aufzuwärmen und die Abduktoren und Adduktoren arbeiten zu lassen (=Gymnastizierung).
Mehr zu Seitengängen: Die Vorteile von Seitengängen
Schritt #4 – Verstärke dein Tempo
Wir können diese Übungen mit Verstärkungen kombinieren, um mit höherer Belastung zu arbeiten (gleiches Prinzip wie bei Sprints).
In deiner Equisense App (für iOS und Android) findest du zahlreiche Übungen, die zum Warmreiten verwenden kannst, um für ein wenig Abwechslung zu sorgen. Darunter sogar ein Programm, das sich nur dem Aufwärmen deines Pferdes widmet.
Sollte man bereits vor dem Traben galoppieren?
Dazu kann man sagen: Ja, das ist in einigen Fällen möglich. Es ist sogar vorteilhaft für Pferde mit Rückenschmerzen. Im Trab gibt es wenige (fast keine) Beuge- und Dehnbewegungen; die Bewegungsabläufe sind klein. Die einzigen Beuge- und Dehnbewegungen, die dabei auftreten, sind passiv und werden von der Masse der Eingeweide ausgelöst. Der Rücken versteift sich daraufhin, um die Kraft der Beschleunigung der Eingeweide auf die Wirbelsäule auszugleichen. [6]
Im Galopp hingegen sind die Beuge- und Dehnbewegungen aktiv und mit der Bewegung der Eingeweide verbunden. Dies tut dem Pferd weniger im Rück weh. Wenn dein Pferd also unter Rückenschmerzen leidet, probiere es doch einfach einmal aus und schaue, wie dein Pferd reagiert. 😊
Das waren unsere Tipps für eine ideale Aufwärmphase! Und wie sieht deine Aufwärmphase aus?
Bis zum nächsten Artikel,
Camille Saute
R&D-Managerin bei Equisense
Toller Artikel. Ich merke immer wieder, wie wichtig die Aufwärmphase ist gerade bei älteren Pferden. Die App werde ich mir mal anschauen, neue Übungsanregungen kann man immer gebrauchen.