13 Dehnübungen fürs Pferd
Manuelle Dehnübungen sind ideal, um Fortschritte mit seinem Pferd zu erzielen und Problemen am Bewegungsapparat vorzubeugen. Sie können zusätzlich zum Reittraining gemacht werden und führen – bei richtiger und artgerechter Ausführung – zu sehr guten Ergebnissen. Hier alles, was du zu Dehnübungen beim Pferd wissen musst, um diese einfach und richtig im eigenen Stall machen zu können 😁
Table des matières
Dehnübungen: Wozu dienen sie? 🧐
Dehnübungen oder auch Stretching genannt gehören zur Bodenarbeit und bringen dein Pferd dazu, weiter in seinen Bewegungen zu gehen, als es dies üblich tun würde. Das natürlich nur, wenn dein Pferd gesund ist! Das Ziel hierbei besteht darin, sein Pferd aufzuwärmen und ihm zu Fortschritten zu verhelfen.Dr. Emilie Dallongeville beschreibt Dehnübungen wie folgt: “[…] über seine körperlichen, jedoch nicht anatomischen Einschränkungen hinauszugehen, um Fortschritte zu erzielen”.
Dehnübungen dienen:
- zum Aufwärmen vor dem Training, z. B. bei Arbeit auf mehreren Hufschlägen
- zur exzentrischen Kontraktion der Muskeln, um ihre Stärke und Kraft zu maximieren
- zum Erzielen weiterer Bewegungsmechanismen, die über den gegebenen Zustand hinausgehen – Pferde erlernen schneller mithilfe von Dehnübungen
Bodenarbeit mit konzentrischer Kontraktion zusammen mit einem guten Reittraining kann dein Pferd in einen wahren Bodybuilder verwandeln! Dehnübungen sind also eine gute Vorbereitung auf die Arbeit!
📚 Weiterlesen: Wie wirkt sich das Training auf die Muskeln meines Pferdes aus?
Dehnübungen können zudem bei einer Rehabilitation nach einer Erkrankung sinnvoll sein. Hierauf gehen wir in diesem Artikel jedoch nicht weiter ein. In solchen Fällen sollten die Bewegungen von geschulten Personen durchgeführt werden.
Dehnübungen: Was sollte ich beachten?
Dehnübungen können bei falscher Ausführung oder bei Anwendung bei einem kranken Pferd viel Schaden anrichten. Es ist also wichtig, dass du die Übungen vorab mit deinem Tierarzt oder Osteopathen besprichst, um sicherzustellen, dass diese für dein Pferd angepasst sind.
Achte also besonders auf die Zeichen deines Pferdes. Verweigert es eine Bewegung? Scheint es sich unwohl zu fühlen? Wenn dein Pferd eine Übung nicht machen möchte, dann mache diese nicht. Frag in diesem Fall deinem Tierarzt oder Osteopathen um Rat.
Der gewünschte Effekt ist nicht direkt sichtbar. Bei Dehnübungen bedarf es viel Geduld und einer regelmäßigen Ausführung, um sein Ziel zu erreichen 🙂
“Ohne Regelmäßigkeit, keine Wirksamkeit” – Dr. Dallongeville
Hier einige wichtige Tipps:
- Beginne immer mit einer leicht verstärkten Bewegung. Steigere die Verstärkung im Laufe der Einheiten.
- Beginne immer mit der einfacheren Seite. Es fällt deinem Pferd leichter, mit guten Bedingungen ins Training einzusteigen.
- Nutze ruhig Karotten oder andere Snacks, um die Bewegung zu vereinfachen und zu belohnen!
Dr. Dallongeville rät bei der Dauer der Dehnübungen zu folgender Methode: 5 Wiederholungen je 5 Sekunden.
Nutze hierbei folgende Technik: Zähle 5 Sekunden. Dehne langsam bei Sekunde 1,2 und 3. Halte die Position für Sekunde 4 und 5. Lockere und wiederhole das 4 Mal.
Dehnübungen: Woher weiß ich, ob es wirkt?
Um sicherzustellen, dass du alles richtig machst und die Übungen ihre gewünschte Wirkung erzielen, solltest du objektive Messwerte nutzen.
Wir von Equisense haben den Equisense Motion S Sensor entwickelt. Dieser misst die unterschiedlichen Bewegungen deines Pferdes (Symmetrie, Takt, Aufrichtung, …) sowie die Herzfrequenz deines Pferdes im Reittraining und bei der Bodenarbeit.
Der Sensor wird am Gurt oder Übergurt befestigt und über Bluetooth mit dem Handy des Reiters verbunden. Die Informationen werden somit auf das Handy übertragen und stehen dort in Echtzeit und nach dem Training zur Analyse bereit. Du kannst somit also überprüfen, ob dein Pferd sich nach ein paar Wochen Training schneller aufwärmt, sich seine Aufrichtung und Symmetrie verbessert, sein Takt reiner wird und seine Herzfrequenz sinkt. Alles Anzeichen für einen Fortschritt 📈
Dehnübungen: 13 Übungsideen für dein Pferd
Hier ein paar Dehnübungen, die du ganz einfach bei dir daheim im Stall ausführen kannst:
1️⃣ Dehnübungen des Halses
Es gibt 4 Arten von Dehnübungen zur Dehnung des Halses. Nimm eine Karotte 🥕 zur Hand und platziere diese:
- in Richtung Brust
- zwischen den Vorderfußwurzelgelenken oder noch weiter hinten auf derselben Höhe
- über dem Ellbogen
- in Richtung des Vorderfußwurzelgelenk
Jede dieser Bewegungen dehnt eine andere Partie des Halses. Sie ergänzen sich also perfekt. Ein beweglicher Hals ist zudem grundlegend für einen beweglichen Rücken!
Halte dich hierbei immer an die Regel: 1, 2, 3, 4, 5 : Dehnen bei 1, 2, 3 und Halten bei 4, 5. Wiederhole das Ganze 5 Mal.
2️⃣ Dehnübungen des Rückens
Für die Dehnung des Rückens haben wir zwei Methoden: (Dieses Mal ohne Karotte 😉🥕)
- Bei der ersten Methode suchen wir eine Dehnung im Bereich des Brustkorbs. Stelle dich hierzu neben dein Pferd (die Seite ist egal) etwas hinter seine Schulter. Das Ziel dieser Übung ist es, dass dein Pferd einen “runden Rücken” macht. Streiche hierzu mit leichtem Druck mit der flachen Hand über sein Brustbein (Passage des Gurtes) entgegengesetzt der Wachstumsrichtung des Fells. Kitzlige Pferde werden ihren Brustkorb direkt rund machen, wohingegen andere sich keinen Meter bewegen! Achtung! Pferde mit Bauchschmerzen finden diese Übung gar nicht toll.
- Bei der zweiten Methode suchen wir eine Dehnung im Bereich der Lendenwirbel. Stelle dich hinter dein Pferd. Achte hierbei darauf, dass du sicher bist. Solltest du Zweifel haben, dann lieber nicht machen. Platziere deine beiden Hände flach auf seine Hinterhand und übe leicht Druck aus. Gleite mit deinen Händen nach unten, so als würdest du eine unsichtbare Decke glatt streichen. Dein Pferd sollte seine Hanken beigen, um der Bewegung deiner Hände zu folgen, und hierbei seinen Rücken beugen. Sollte dein Pferd nicht reagieren, dann balle die Hände zu Fäusten, um einen etwas stärkeren Kontakt aufzubauen und beginne erneut. Bleibe sanft in deinen Bewegungen! Dein Pferd sollte seinen Schweif einziehen und seinen Rücken rund machen.
Diese 2 Übungen sind nur Beispiele. Möchtest du hier etwas weitergehen, dann frag am besten deinen Tierarzt oder Osteopathen, welche weitere Übungen für dein Pferd angemessen sind.
📚 Weiterlesen: 3 Übungen für einen starken Pferderücken
3️⃣ Dehnübungen der Vorderhand
Für die Dehnung der Vorderhand gibt es 4 unterschiedliche Methoden:
- Dehne nach vorne (Protraktion): Stelle dich vor dein Pferd. Nimm eines seiner Vorderbeine in die Hand, indem du eine Hand auf das Fesselgelenk legst und die andere in die Fesselbeuge. Dehne das Vorderbein nach vorne und unten, so als wolltest du, dass es einen möglichst großen Schritt macht. Diese Übung hilft dir bei der Verstärkung!
- Dehne nach hinten (Retraktion): Stelle dich in die gleiche Richtung wie dein Pferd. Nimm eines seiner Vorderbeine, indem du eine Hand auf das Vorderfußwurzelgelenk legst und die andere im Bereich des Fesselgelenks. Dehne das Glied nun langsam nach hinten und unten, als wolltest du, dass dein Pferd sein Hinterbein berührt.
- Dehnen nach innen (Adduktion): Hier kreuzen wir die Vorderbeine deines Pferdes. Stelle dich hierzu auf die entgegengesetzte Seite (rechts zur Arbeit mit dem linken Bein). Nimm das gewünschte Vorderbein auf der Höhe des Röhrbeins und ziehe es zu dir uns nach unten (für das linke Vorderbein nach rechts also), indem du es vor das andere Vorderbein kreuzt.
- Nach außen (Abduktion): Hier spreizen wir das Vorderbein deines Pferdes nach. Stelle dich hierzu neben das gewünschte Glied. Nimm das Vorderbein, indem du eine Hand unter und eine auf das Vorderfußwurzelgelenk legst. Dehne das Glied nach außen wie bei den Seitengängen.
Die letzten beiden Übungen sind bei der Arbeit in Seitengängen sehr hilfreich!
📚 Weiterlesen: 3 Power-Übungen für starke Pferdeschultern
4️⃣ Dehnübungen der Hinterhand
Bei der Dehnung der Hinterhand gibt es nur 3 Arten von Übungen. Die Abduktion ist hier relativ schwierig.
- Dehne nach vorne (Protraktion): Stelle dich neben dein Pferd und schaue in Richtung seines Schweifs. Nimm sein Hinterbein, indem du es beugst. Platziere eine Hand vor das Fesselgelenk und die andere in die Fesselbeuge. Dehne das Glied nach vorne und unten, fast so als wolltest du, dass dein Pferd den Ballen seines Vorderbeins berührt.
- Dehne nach hinten (Retraktion): Aus Sicherheitsgründen gehen wir hier etwas anders vor. Stelle dich neben dein Pferd auf die Höher seiner Hinterhand, Blick in Richtung Hinterhand. Fordere das Hinterbein auf deiner Seite und lege die Sprunggelenkbeuge auf deinen Oberschenkel (links beim linken Hinterbein). Verlagere deinen Oberschenkel nun nach vorne (ähnlich einem Ausfallschritt), um das Bein deines Pferdes zu dehnen. Dein anderes Bein ist gestreckt hinter dir und hilft dir dabei, dein Gleichgewicht zu halten. Versuche, das Glied soweit wie möglich zurückzubringen.
- Nach außen (Abduktion): Hier kreuzen wir die Hinterbeine deines Pferdes. Stelle dich hierzu auf die entgegengesetzte Seite (rechts zur Arbeit mit dem linken Bein). Nimm das gewünschte Hinterbein, indem du es am Fesselgelenk und der Fessel hältst, und ziehe es in deine Richtung nach unten (für das linke Vorderbein nach rechts also), indem du es vor das andere Hinterbein kreuzt.
Du findest alle Übungen in der Equisense App
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Eine Vielzahl von Studien hat die Wirksamkeit dieser Dehnübungen, die auch “Carrot Stretches” genannt werden, belegt. Probier es also ruhig einmal aus. 🙂 Zusätzlich zu dem positiven körperlichen Effekt kannst du mithilfe dieser Übungen mehr Zeit mit deinem Pferd verbringen. Du kommst ihm näher denn je, lernst es besser kennen und wirst mit seinen Grenzen und seiner Toleranz vertraut. Das alles hilft dir dabei, einen noch stärkeren Bund zwischen euch zu schaffe. ❤️
Bis bald zu einem neuen Artikel
Camille Saute
Mitbegründerin on Equisense
Quellen
[1] J.-M. Denoix et J.-M. Pailloux, Approche de la kinésithérapie du cheval. Paris, France: Maloine, 1997.
[2] J.-M. Denoix, Biomécanique et gymnastique du cheval. Paris, France: Vigot, 2014.
[3] K. Haussler, « Joint Mobilization and Manipulation for the Equine Athlete », Vet. Clin. North Am. – Equine Pract., vol. 32, p. 87‑101, 2016.
Sehr gut