5 Übungen für alte Pferde
Wenn man mit Verstand trainieren möchte und nach Übungen sucht, die für sein Pferd am besten geeignet sind, gibt es einiges zu beachten: die Durchlässigkeit des Pferdes, seine körperlichen Fähigkeiten, seine aktuelle Form und Fitness und selbstverständlich auch sein Alter …
Bevor du dich also in den Sattel schwingst, ein schönes Schulterherein und Trabverstärkungen reitest, die der Olympischen Spiele würdig wären, oder eine Kombination springst, die der Global Champions Tour nachempfunden ist, solltest du dir folgende Frage stellen: Von welchen Übungen profitiert mein Pferd überhaupt? Wir möchten euch daher 5 Übungen für alte Pferde zeigen.
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Wie sollte man an die Arbeit mit älteren Pferden herangehen?
Wie alle Lebewesen werden leider auch unsere geliebten Pferde mit der Zeit älter. Dabei lässt sich nicht einfach definieren, ab welchem exakten Zeitpunkt ein Pferd als „alt“ gilt. Das hängt unter anderem von seinem körperlichen Zustand, der Qualität des aktuellen Trainings und der des Trainings während seines bisherigen Lebens ab. Außerdem spielt die geforderte Leistung eine Rolle, wie motiviert das Pferd mitarbeitet und auch Unfälle und Verletzungen aus der Vergangenheit sind entscheidend.
Mit den Jahren kann man bei den meisten Pferden feststellen, dass sie sich weniger leicht und losgelassen bewegen.
Das Hauptziel bei der Arbeit mit älteren Pferden liegt daher meiner Meinung nach darin, ihre Losgelassenheit (longitudinal und lateral) und ihre Mobilität aufrechtzuerhalten, ohne dass sie den Spaß daran verlieren, geritten zu werden.
Die folgenden 5 Übungen können entsprechend dem körperlichen und mentalen Alter des Pferdes angepasst werden.
Übung #1 – Übergänge in freier Haltung
Das Wichtigste, wenn man ein älteres Pferd reitet – eigentlich gilt das für Pferde jeden Alters – ist, ihnen Zeit zu geben, ihren Körper mit so wenig Einschränkungen wie möglich zu bewegen. Dabei sollten sie den Rhythmus und die für sie am komfortabelste Haltung vorgeben dürfen.
Nachdem das Pferd eine Zeit lang am langen Zügel Schritt gegangen ist, kannst du es dazu auffordern, Übergänge in und zwischen den Gangarten zu machen. Lass ihm dabei bei der Halshaltung so viel Freiraum wie möglich.
Oft beginnen wir zu schnell damit, unseren Pferden eine Haltung aufzuzwängen, obwohl es gerade für betagte Pferde besser ist, wenn sie sich erst einmal selbst eine Haltung aussuchen dürfen.
Das Reiten von Übergängen wird unabhängig von der Haltung die longitudinale Losgelassenheit verbessern, da das Pferd bei dieser Übung seinen Rücken bewegen muss.
Außerdem bleibt das Pferd vor der Schenkelhilfe und die Hinterhand wird aktiviert.
Übung #2 – Senken des Halses
Das Absenken des Halses ist für das Pferd eine gute Übung, da dabei in entspannter Haltung die dorsale Kette gedehnt wird. Das gilt jedoch nur, wenn das Pferd nicht dazu gezwungen wird, den Hals nach unten zu strecken, es nicht auf den Zügeln liegt und wenn es mit der Hinterhand unter den Körper tritt.
Beim älteren Pferd wird die Losgelassenheit verbessert und die Rückenmuskulatur trainiert, ohne dass dabei Rückenprobleme oder sogar -schmerzen begünstigt werden.
💡 Gut zu wissen: 3 Dinge, die man über die Rückenmuskulatur des Pferdes wissen sollte
Wenn dein Pferd sowieso eher mit gesenktem Hals läuft, dann wandle die Übung ein bisschen ab und reite Übergänge innerhalb einer Gangart in dieser Haltung. Du kannst spüren, wie es im Rücken mit der Zeit nachgibt und sich streckt (insbesondere im Galopp). Quasi eine Rückenmassage!
Falls das nicht klappen sollte, gehe auf einen Zirkel, lass dein Pferd deinem Schenkel weichen und um ihn herumbiegen. Lass dir dann in der Bewegung die Zügel ein paar Zentimeter aus der Hand kauen. Wenn das Pferd dem Gebiss folgt, nachgibt und den Hals nach unten streckt, dann lobe es ausgiebig. Warte dann einen Moment ab, ob dein Pferd in der gewünschten Haltung bleibt und lass die Zügel noch ein bisschen aus der Hand kauen.
Denk daran, dass es sich hierbei um eine Dehnung handelt. Hebt das Pferd den Hals also zwischendurch wieder an, dann kann das daran liegen, dass es zieht – das Pferd spürt unter Umständen einen leichten Dehnungsschmerz.
Übung #3 – Die Ziffer 8
Um dein Pferd fit zu halten, sollte sowohl die longitudinale als auch die laterale Durchlässigkeit trainiert werden. Eine Übung, die dafür sehr gut geeignet ist, ist das Reiten einer 8 im Schritt und Trab.
Der Übergang von einer Biegung und Stellung zur anderen bringt einige Vorteile mit sich:
- Zunächst einmal wird natürlich die Biegung des Pferdes verbessert. Bei der 8 biegt das Pferd sich auf der linken Hand nach links, wobei seine rechte Körperhälfte gedehnt wird. Auf der rechten Hand erfolgen Biegung und Dehnung dementsprechend andersherum.
- Zweitens wird beim prompten Umstellen von der Rechts- zur Linksbiegung Verkrampfungen und Verspannungen vorgebeugt. Wir wissen ja alle nur zu gut, dass jedes Pferd auf einer Hand weniger locker ist als auf der anderen. Aufgrund der natürlichen Schiefe fällt ihnen die Dehnung auf der einen Seite schwerer. Mithilfe der vielen Übergänge wird die schlechte Hand des Pferdes in kurzen Intervallen trainiert.
Zu lange auf der schlechten Hand zu bleiben, ist nämlich einer der häufigsten Fehler.
Durch das Reiten der 8 wird dein Pferd außerdem üben, sein laterales Gleichgewicht beizubehalten, in der Biegung richtig abzufußen, in den Schultern mobil zu bleiben und vorwärts zu gehen …
Übung #4 – Die Spirale
Eine weitere gute Übung, bei der der gesamte Pferdekörper mobilisiert und das Pferd motiviert wird, ist das Vergrößern und Verkleinern des Zirkels.
Reite auf einem großen Zirkel und lass ihn nach und nach zur Mitte hin immer kleiner werden.
Beachte dabei, dass du den Zirkel nicht zu sehr verkleinerst. Bei einem älteren Pferd sollte die Biegung nicht so eng geritten werden wie bei einem jungen Pferd. Vergrößere den Zirkel dann langsam wieder.
Achte beim Verkleinern des Zirkels darauf, dass das Pferd nicht über die Schulter wegläuft und rahme es mit dem äußeren Zügel ein. Beim Vergrößern des Zirkels soll das Pferd deinem inneren Schenkel weichen.
Auch bei dieser Übung arbeitest du am lateralen Gleichgewicht, Biegungen, dem Vorwärts und dem Entspannen der dorsalen Kette.
Übung #5 – Änderung der Haltung auf zwei Zirkeln
Bei dieser letzten Übung wird dein Pferd sowohl „längs“ als auch „quer“ gefordert.
Das Ziel ist es, mit dem Körper deines Pferdes zu „spielen“. Denn das Ganze soll natürlich Spaß machen! Dein Pferd soll die Übung gerne machen und sich am Ende jeder Einheit wohl in seinem Körper fühlen und locker und entspannt sein.
Reite auf einem kleinen Zirkel mit recht kurzem Zügelmaß. Beende den kleinen und reite dann auf einem großen Zirkel. Lass dir dabei die Zügel aus der Hand kauen, sodass sich der Hals des Pferdes senkt.
Geh dann wieder auf einen kleinen Zirkel und nimmt die Zügel vorsichtig wieder auf. Wiederhole die Übung.
Natürlich lässt sich Übung auch andersherum reiten: Reite den kleinen Zirkel in Dehnungshaltung und den großen Zirkel in der Versammlung.
Zusammenfassung
Um mit älteren Pferden korrekt zu arbeiten, ist es in erster Linie wichtig, ihnen zuzuhören und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Beachte seine Vorgeschichte, Genetik und seine physischen Merkmale, um es fit und motiviert zu halten.
Simon Laforêt
Ehemaliger Reiter des Kavallerie-Regiments der Garde Républicaine
Springreiter und -trainer in der Normandie
Ich nutze das Internet und die sozialen Netzwerke, um meine Erfahrung mit anderen zu teilen und um Reiter zu unterstützen, die beim Reiten den Fokus auf das Vertrauen und die Entspannung ihres Pferdes legen möchten.
Simple Konzepte mit einfacher Umsetzung für zufriedene und leistungsbereite Pferde.