Springen: So siehst du Distanzen!
Du wünschst dir eine magische Formel, die dir dabei hilft, Distanzen besser zu sehen? Leider ist es nicht ganz so einfach. Aber das bedeutet nicht, dass alles verloren ist!
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Auch ich habe Schwierigkeiten mit dem Sehen der Distanzen!
Ich sehe natürlich, ob es gut läuft oder nicht. Aber ich weiß nicht genau, wie ich darauf reagieren soll. Meine erste Reaktion: langsamer werden und Zeit gewinnen.
Das Problem hierbei: Meine Stute verliert ihre Energie und der Sprung wird schlecht. Das kann schnell frustrierend werden und uns ausbremsen.
Vor Kurzem hatte ich die Gelegenheit mit Victor Levecque und Thomas Stempffer darüber zu diskutieren. Thomas Antwort war einfach:
“Es gibt keine guten oder schlechten Distanzen. Es dreht sich um den richtigen Galopp, der dein Pferd zum Springen bringt. Dieser sollte im gleichgewicht sein und dein Pferd nicht beim Springen behindern; und das gilt für alle Distanzen.”
(Schweigen meinerseits)
“Hm, da ist etwas dran …”
(Antwort einer Ingenieurin, die sich bewusst wird, dass es für ihr grundlegendes Problem eine ganz einfach Lösung gibt)
Ich habe lange darüber nachgedacht. Als ich noch aktive Vielseitigkeitsreiterin war, habe ich mir nur wenig Gedanken über die Distanzen gemacht. Warum? Weil es bei der Vielseitigkeit einfach ist: immervorwärts, Kontakt halten und warten.
Thomas Stempffer, Reitlehrer und Berufsreiter, erklärt dir alles zu den Distanzen beim Springreiten.
Was machen, wenn man Probleme beim Sehen der Distanzen hat?
Viel Reiter stellen sich diese Frage, ohne darauf jemals eine zufriedenstellende Antwort zu erhalten.
Dabei gibt es Trainingsmethoden, um das Sehen der Distanzen zu verbessern! Keine Sorge. Auch wenn du heute keine Distanzen siehst, ist es noch nicht verloren!
Salim Ejnaini zum Beispiel sieht keine Distanzen. Und das ist nicht im übertragenen Sinn gemeint, denn er ist blind. Wie macht er es also, die richtige Distanz zwischen den Hindernissen mit seinen Pferden zu finden?
Wie definiert sich eine gute Distanz?
Unter einer guten Distanz versteht man eine Distanz, die der Reiter einschätzen kann.
Er kann sein Gleichgewicht halten und seinen Körper so einsetzen, dass er auf natürliche Weise das Hindernis springen kann.
Eine schlechte Distanz hingegen führt zu einem unharmonischen Sprung. Auch wenn du deine Distanz richtig eingeschätzt hast, kann es zu Fehlern kommen. Dies führt dazu, dass du aus dem Gleichgewicht kommst und dein Pferd mitreißt. Du kennst das sicherlich. In 95% der Fälle führt dieses “Missverständnis” zwischen Reiter und Pferd zu einer 4-Punkte-Strafe.
Wie machen es die Profis?
Genau hier sieht man den Unterschied zwischen einem Profi- und einem Amateur-Reiter. Ein guter Reiter schafft es, sich so an seine Pferde anzupassen, dass diese die Hindernisse problemlos springen können.
Superstars wie Markus Ehning und Luciana Diniz wissen genau wie sie das blitzschnell und ohne Fehler hinbekommen. Sie kontrollieren ihre Bewegungen in jedem Moment und begleiten ihr Pferd somit im Sprung, ohne es dabei zu behindern. Das Sehen der Distanzen kommt hier mit Erfahrung und Übung und ist auch bei ihnen nicht einfach vom Himmel gefallen.
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Vergiss die Annahme, dass einige Reiter alle Distanzen direkt sehen können. Das stimmt so nicht und führt nur dazu, dass du das Vertrauen an dich verlierst. Verabschiede dich auch von dem Gedanken, dass eine schlechte Distanz automatisch zum Fallen der Stange führt. Ist dein Pferd fit und bereit zum Springen, dann liegt die richtige Ausführung des Sprungs nur an deiner Entschlossenheit und Entspanntheit. Arbeite vor allem an dir – deinem Sitz, deiner Position, deinem Gleichgewicht! Du bist somit immer bereit dein Pferd auf harmonische Art in seinem Sprung zu begleiten und das unabhängig der Distanzen.
Der Schlüssel zum Erfolg: der richtige Galopp und die richtige Position
Dein Wunsch nach perfekten Distanzen ist eine gute Sache! Du setzt dir somit ein Ziel und trainierst am Sehen der Distanzen.
Du solltest dir diesen Wunsch jedoch nicht zu sehr zu Herzen nehmen und dich darauf konzentrieren, was du tun kannst: arbeite an deiner Stabilität, deinen Schrittlängen, deiner Leichtigkeit, deiner Symmetrie und dem Geraderichten. Zusammengefasst: der richtigen Position und dem richtigen Galopp!
📚Weiterlesen: Takt, Tempo und Schrittlänge – Das musst du wissen!
Suche also nicht die Perfektion, wenn es ums sehen der Distanzen geht. Suche beim Reiten nach dem Gefühl von Zuversicht und nicht nach den perfekten Distanzen. Lerne, den Moment zu erkennen, indem du sicher bist, dass dein Pferd und du die richtige Auslage für den perfekten Sprung habt. Konzentriere dich auf deinen Körper, denn das gute Sehen von Distanzen allein reicht nicht aus.
Leider ist es mit den guten Distanzen so wie mit der Liebe: Je mehr man sucht, desto weniger findet man sie.
⏩ Fazit
Als Fazit solltest du dir merken, dass es keine guten oder schlechten Distanzen gibt. Es gibt lediglich Reiter, die die Hindernisse einschätzen und ihr Pferd im Anreiten und beim Sprung helfend begleiten können.
Hier gibt es zwei grundlegende Elemente:
1/ Der richtige Galopp (die richtige Schrittlänge und der richtige Takt): Um deinem Pferd dabei zu helfen, das Hindernis unabhängig von der Distanz springen zu können.
2 / Das richtige Gleichgewicht: Mit viel Leichtigkeit und Flexibilität, um dein Pferd beim Sprung zu begleiten
Ab sofort heißt es also: immer vorwärts, Kontakt halten und warten. Einfach oder?
Bis bald zu einem neuen Artikel
Thomas Stempfeer & Camille Saute