Tipps zum Aufbau der Halsmuskeln
Hat dein Pferd einen kraftvollen, gut bemuskelten Hals oder erinnert es eher an eine Giraffe? Wir erklären, wie man an den Halsmuskeln seines Pferdes arbeitet, damit du beim nächsten Turnier oder bei einer Hengstvorstellung nicht mehr neidisch sein musst.
Table des matières
Die Anatomie des Halses
Um die Reitweise und das Training an das Pferd anpassen zu können, muss man unbedingt wissen, wie der Muskelaufbau beim Pferd überhaupt funktioniert. Daher geht es an dieser Stelle erst einmal um die Grundlagen der Anatomie.
Die Halswirbel befinden sich im unteren Teil des Halses …
… und nicht oben, wie der ein oder andere vielleicht glaubt. Die Muskeln, die für einen schönen Hals sorgen befinden sich über den Halswirbeln.
Der Hals besteht aus einem effizienten System: dem Nackenband
Erinnerst du dich an das Nackenband? Es spielt auch eine entscheidende Rolle für die Brust- und Rückenmuskulatur.
Das Nackenband (ligamentum nuchae) ist ein äußerst leistungsfähiges, fächerförmiges Band, das die Halswirbel mit den ersten Brustwirbeln verbindet.
Es besteht aus aus 2 Bestandteilen:
- der Nackenstrang, der sich direkt unter der Mähne befindet und vom Schädel aus bis zum dritten, vierten oder fünften Brustwirbel reicht
- die Nackenplatte, die an den Spinalfortsätzen des zweiten bis letzten Halswirbels beginnt, in den Nackenstrang übergeht und an den Spinanfortsätzen der ersten Brustwirbel endet
Der Nackenstrang zieht über die ersten Halswirbel hinweg und ab der Halsmitte weist er eine fächerförmige Verbreiterung auf, die fast bis zum Schulterblattknochen reicht.
Das Nackenband ist so wichtig, da schon die seine kleinste Bewegung enorme Auswirkungen auf den gesamten Körper des Pferdes hat. So bewirken sie z.B., dass der Rücken angehoben wird, wenn das Pferd den Kopf senkt. Dabei bildet sich eine Art “Brücke”, die es dem Pferd ermöglicht, das Gewicht des Reiters zu tragen und mit der Hinterhand unterzutreten.
Die Halsmuskeln
Man unterscheidet 2 Gruppen von Halsmuskeln. Die Streckmuskeln (über der Wirbelsäule) und die Beugemuskeln (unterhalb der Wirbelsäule). Daher ist der Ausdruck “den Hals nach unten strecken” eigentlich nicht korrekt, denn es handelt sich dabei eigentlich nicht um ein Strecken, sondern um ein Beugen.
Die Streckmuskeln ermöglichen das Anheben des Halses, die Beugemuskeln das Senken und das Nachgeben im Genick.
Es gibt keinen Muskel für die seitliche Bewegung des Halses, also das Stellen im Genick. Um diese Bewegung zu ermöglichen, kontrahieren sich die Streck- und Beugemuskeln sich einer Seite konzentrisch und sind auf der anderen Seite entspannt.
Die Funktion der Halsmuskulatur
Der Hals als Balancierstange
Sein Hals dient dem Pferd als Balancierstange und ist daher ein entscheidendes Element für seine Bewegungsqualität. Wie bereits erwähnt wirkt sich jede Bewegung des Halses auf den Rest des Körpers aus.
Im Galopp zum Beispiel ermöglicht die Bewegung des Halses die Aktivierung der Hinterhand. In der Flugphase hebt sich der Kopf, dabei wird das Nackenband entspannt, was wiederum die Bewegung der Hinterhand kurz vor dem Abfußen vereinfacht.
Das Senken des Kopfes vereinfacht das “Abstoßen vom Boden” mit der Hinterhand durch das Senken der Wirbelkörper. Verfügt das Pferd also nicht über eine richtig ausgebaute Halsmuskulatur, wirkt sich dies negativ auf seine Bewegungsqualität aus.
Nicht nur der Hals ist entscheidend
Das Ziel vieler Reiter ist ein Pferd, das sich selbst tragen kann. Dafür kommt es aber auf nur auf die richtige Muskulatur der Vorhand, also des Halses an, aber nicht ausschließlich. Hier spielen die Muskulatur der Vorhand, des Bauches, des Rückens, der Hinterhand und der Brust zusammen.
Es sollte niemals das Ziel sein, nur einen bestimmten Teil des Körpers zu bemuskeln. Die Bewegungsapparat des Pferdes sollte vollständig und abwechslungsreich trainiert werden.
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Bei welchen Bewegungen sind die Halsmuskeln aktiv?
Ein gutes Trainingsprogramm spricht viele verschiedenen Muskeln an und kontrahiert sie auf alle 3 Arten:
Diese 3 Artens ind:
- Konzentrisch: Man spricht von einer aktiven Muskelverkürzung, wodurch er “dicker” wird. Der Antagonist hingegen wird gestreckt. Im Falle des Armes z. B. der Bizeps verkürzt und der Trizeps gestreckt.
- Exzentrisch: Bei der exzentrischen Kontraktion ist der Widerstand größer als die Muskelspannung, wodurch er sich verlängert und eine Spannungsänderung erzeugt.
- Isometrisch (statisch): Dabei wird der Muskel weder verkürzt noch gestreckt; Die Kraft erhöht sich bei gleicher Länge des Muskels.
Zur Verdeutlichung 2 Beispiele:
Beispiel #1 – Das Senken des Halses
Beim Senken des Halses sind in erster Linie die Beugemuskeln aktiv.
Die Beugemuskeln zum Senken des Halses
Ganz genau, es sind nicht die Streckmuskeln, die das Strecken des Halses bewirken.
Das Gewicht des Kopfes und des Halses macht diese Bewegung nach unten möglich und die Streckmuskeln. Die Beugemuskeln wirken dem Sinken des Kopfes zu weit nach unten entgegen und sind so für die richtige Höhe verantwortlich, auf der der Kopf schließlich gehalten wird. Es handelt sich hierbei um eine exzentrische Kontraktion.
Das ist dasselbe Prinzip wie bei einer Zugbücke. Möchte man die Brücke herunterlassen, nützt es nichts, an der Brücke selbst zu ziehen, denn durch ihr Gewicht bewegt sie sich von selbst nach unten. Sie muss allerdings richtig befestigt sein, in diesem Fall an Ketten, damit sie nicht einfach mit einem Ruck nach unten fällt, sondern langsam heruntergelassen werden kann.
Die Beugemuskeln (also die Ketten, die die Brücke langsam herunterlassen) vergrößern den Winkel zwischen Kopf und Hals. Hält das Pferd den Hals tief und ist der Winkel zwischen Kopf und Hals klein (das Pferd macht sich rund), dann erfolgt die Streckung des Genicks durch die Streckmuskeln, allerdings durch eine konzentrische Kontraktion.
Die richtige Halshaltung
Senken des Halses soll natürlich nicht heißen, dass das Pferd mit der Nase den Boden berührt. Ist das Genick etwas tiefer als der Widerrist, ist das schonmal nicht verkehrt. Es gibt allerdings per se keine gute oder schlechte Höhe für die Haltung des Halses. Das hängt individuell vom Pferd ab. Höre also auf es!
Das Senken des Halses als Übung
Durch das Senkes des Halses werden außerdem die Brustmuskeln, die zum “Anheben” des Rückens gebraucht werden, und die Bauchmuskeln trainiert.
Für Pferde, deren Bewegungsapparat nicht gesund ist, kann diese Übung jedoch mit Schmerzen verbunden sein. Das können z.B. Probleme mit den Knochen oder Sehnen sein, denn das Senken des Halses belastet die Vorhand ziemlich stark. Herrscht auf dem Nackenband zu viel Druck, können die Dornfortsätze geschädigt werden und die Wirbel können sich ebenfalls gegenseitig schädigen.
Viel hilft nun mal nicht immer viel.
📚 Weiterlesen: Alles zum Brustmuskel beim Pferd
Beispiel #2 – Biegungen reiten
Wie bereits erwähnt befinden sich unter des Halsmuskulatur keine Muskeln, die ausschließlich für dessen seitliche Bewegung verantwortlich sind.
Dies geschieht durch die gleichzeitige Kontraktion von Beuge- und Streckmuskeln auf der Seite, in die die Bewegung erfolgen soll. Es handelt sich dabei um konzentrische Kontraktionen. Daher ist das Reiten von Biegungen ebenfalls wichtig für den Muskelaufbau des Halses.
Zusätzlich wird auch noch die Rückenmuskulatur gestärkt. Die seitliche Bewegung des Rumpfes erfolgt durch eine konzentrische Kontraktion des erector spinae und der Bauchmuskeln.
Halsmuskeln Fazit
Der Hals ist ein wichtiges Element des Bewegungsapparates des Pferdes. Auch wenn ein gut bemuskelter Hals toll aussieht, geht es dabei natürlich nicht in erster Linie um die Optik, sondern um die Gesunderhaltung des Pferdes. Die Entwicklung der Muskulatur braucht Zeit und bringt eine Menge Arbeit mit sich.
Bei der richtigen Halshaltung kommt es auf das richtige Mittelmaß an. Tief ist nicht automatisch gut, hoch aber auch nicht. Hält das Pferd den Hals zu hoch, kann es ihn nicht als Balancierstange verwenden. Das Nackenband ist nicht angespannt und das Pferd macht sich im Rücken hohl. Um das Gewicht des Reiters dennoch tragen zu können, spannt es die Rückenmuskulatur an und kann sich daher weder richtig stellen und biegen, noch seine Bauchmuskeln benutzen, noch seine Hinterhand aktivieren.
Auch zur Bemuskelung sollte man erst einmal mit den Grundlagen anfangen, nämlich den ersten 3 Punkten der Ausbildungsskala: Takt, Losgelassenheit und Anlehnung. 😊
Bis man dann eines Tages bei der Anlehnung angelangt ist!
Du möchtest alles richtig machen. Dann miss doch einfach die Bewegung deines Pferdes mit dem Equisense Motion!
Bis bald zu einem neuen Artikel
Camille Saute
R&D-Verantwotliche bei Equisense